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Zuhause

Fragt man Menschen in Duisburg, was „Heimat“ für sie bedeutet, bekommt man viele verschiedene Antworten. Schnell wird deutlich: Heimat ist meist mehr als nur ein Ort. Heimat, das ist oft auch ein Gefühl. Schwer in Worte zu fassen. Und trotzdem für den Einzelnen klar erkennbar, wenn er davon erzählt, was seine Heimat ausmacht. Für manche Menschen ist Heimat das, was innerhalb der Grenzen ihres Gartenzauns liegt. Für andere ist Heimat die Fankurve des Fußballstadions, der Platz am Tresen der Stammkneipe, die Lieblingsbank im Park oder der Ort, wo die Familie ist. Wieder andere wollen sich nicht festlegen – oder sie sprechen gar von mehreren Heimaten. Nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, wie vielfältig in den 46 Ortsteilen Duisburgs die Bevölkerungsstruktur ist. Manch einer, den es – aus welchen Gründen auch immer – nach Duisburg verschlagen hat, hat an Rhein und Ruhr eine neue Heimat gefunden. Oder er ist fortgegangen, um eine neue Heimat zu finden.

Kommunale Neuordnung

Dass die Stadt Duisburg zu dem wurde, was sie heute ist, liegt nicht zuletzt an der kommunalen Neuordnung in den 1970er-Jahren. Damals wurde das Klein-Klein zum großen Ganzen geformt. Auf dem Papier zumindest. In den Köpfen mag das zuweilen anders aussehen. Denn: Viele Rheinhauser sind stets Rheinhauser geblieben. Der Homberger sieht sich weiter als Homberger. Und viele Walsumer sind noch immer Walsumer – um nur einige Beispiele zu nennen. Dort sagen die Menschen auch nicht „Lass uns in die Innen­stadt fahren.“. Sie betonen: „Wir fahren heute mal nach Duisburg rein.“ „Es gibt immer mehrere Identitäten, die ein Mensch hat“, sagt Astrid Künzel vom Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, wenn sie gefragt wird, wieso manche Grenzen in den Köpfen fortbestehen, obwohl sie auf der Landkarte schon lange nicht mehr zu finden sind. Ge­rade für viele Bürger im Westen der Stadt ist Duisburg immer noch die Nachbarstadt, die auf der anderen Seite des Rheins liegt. Deutlich wurde dies auch wieder während des Kommunalwahlkampfes 2014, als ein Prüfantrag für die Abspaltung der Stadt­teile Homberg, Baerl und Ruhrort von Duis­burg für Wirbel sorgte.

Mehrere Vorwahlnummern

Auch wenn die Loslösungs-Initiatoren ahnen mussten, dass ihr Antrag wenig Aus­sicht auf Erfolg haben dürfte, trafen sie offenbar einen Nerv. Plötzlich wurde wieder diskutiert, was Heimat bedeutet in einer Stadt, die über Jahrzehnte gewachsen ist. 1905 wurden Meiderich und Ruhrort ein Teil von Duisburg. 1929 folgte Hamborn. Und in den 1970ern kamen die westlichen Stadtteile und Walsum hinzu. In Rheinhausen stemmte sich zwar eine Bürgerinitiative er­bittert dagegen. Die Aktivisten blieben aber ebenso erfolglos wie die Walsumer, die sogar in Karlsruhe Hilfe beim Bundesverfassungsgericht suchten. Was ist geblieben? Eigene Vorwahlen zum Beispiel. „02065“ oder „02066“ – auch diese Ziffernfolgen können für manche Menschen ein gewis­ses Heimatgefühl bedeuten. Heimat – das ist halt oft eher eine Emotion als ein nüchtern-sachlicher Eintrag in der Geburtsurkunde oder im Reisepass.

881 erstmals erwähnt

Für Dr. Gernot Tromnau, den ehemaligen Leiter des Stadthistorischen Museums, gibt es die eine Identität ohnehin nicht. „Das ist in einer Stadt wie Duisburg immer schwer“, sagt er. Im Jahr 881 wird sie das erste Mal erwähnt. Die Stadtteile in der Peripherie sind meist jünger. „So haben die Stadtteile immer ihr Eigenleben gehabt“, sagt Tromnau. Wie sich dieses Eigenleben auf das Heimatempfinden auswirkt, wird deutlich, wenn man die Menschen in dieser Stadt fragt, was Heimat für sie bedeutet. Der Kartoffelbauer aus Serm gibt andere Antworten als die Profi-Fußballerin vom MSV. Der Chef des Homberger Heimatvereins versteht unter dem Begriff etwas anderes als der junge Mann aus Marxloh. Und die Polizistin hat eine andere Auffassung vom Heimatbegriff als der Chef vom Festivalbüro. Alle Aussagen haben jedoch eines gemein: Es sind spannende Einblicke in das Leben von Menschen in einer spannenden Stadt.

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