Kochen wie Gott in Hamborn
Die Klasse hatte ihre Kunstsachen schon eingepackt. Doch bevor der Gong das Ende des Unterrichtstages am Abtei-Gymnasium einläutete, wollte Nikolai Hellmich noch etwas loswerden. „Ich freue mich schon auf das Mittagessen“, rief der Schüler in den Klassenraum. „Bei uns zu Hause gibt es heute Hähnchenkeule in Mandarinensauce.“
Das machte Kunstlehrerin Margit Dewald-Fink neugierig. Sie wollte mehr über die Zubereitung des Gerichtes erfahren. Weitere Schüler klinkten sich ins Gespräch ein und stellten ihre Leibgerichte vor. Das brachte Margit Dewald-Fink auf eine Idee: Sie entschloss sich, als Beitrag zum Schuljubiläum des Abtei-Gymnasiums ein Kochbuch mit gesammelten Lieblingsrezepten von Schülern und Lehrern zu veröffentlichen.
Mehr als nur ein geplantes Kochbuch
Rund 30 Jahre nach besagter Kunststunde sitzt Margit Dewald-Fink in ihrem Haus in Neumühl. Auf dem antiken Küchenherd liegen fünf dicke Ringbuchhefte mit verschiedenfarbigen Deckblättern. „Es sind am Ende mehr als das eine geplante Kochbuch geworden“, berichtet die 75-Jährige. Sie greift zum blauen Exemplar mit dem Titel „Kochen wie Gott in Hamborn“. Damit fing alles an. „Nach dem Gespräch mit den Schülern habe ich begonnen, Rezepte zu sammeln“, berichtet die pensionierte Lehrerin. Eine Kollegin brachte sich mit einer indonesischen Curryhuhnsuppe ein, eine Ratsfrau stellte das Gericht „Seeteufel in Weißweinsauce“ vor und ein Unterstufenschüler nannte sein eingereichtes Rezept „Spaghetti Bolognese à la Benjamin“.
1995 feierte das Abtei-Gymnasium anlässlich des 90-jährigen Bestehens in Hamborn ein großes Schulfest. Dort wollte Margit Dewald-Fink das Kochbuch verkaufen. Der Vater eines Schülers stellte für die Produktion seine Druckerei zur Verfügung. Kollegen unterstützten Dewald-Fink beim Binden. 100 Exemplare lagen beim Jubiläum auf dem Verkaufstisch. Karl-Heinz Dewald dachte, dass seine Frau die Nachfrage überschätzt hätte. Doch er lag komplett falsch. „Nach einer Stunde war das Kochbuch bereits ausverkauft – und die Liste mit den Vorbestellungen wurde immer länger“, sagt Margit Dewald-Fink.
Fortsetzung folgte
Sie ließ weitere Exemplare drucken und setzte sich zudem an eine Fortsetzung. Nach den Lieblingsrezepten ging es im zweiten Band um das Kochen an Festtagen. „Auch das Buch war ein großer Erfolg, und deshalb habe ich weitergemacht“, sagt Dewald-Fink. Die Bände „Auf die Schnelle“, „Gut vorbereitet“ und „Nur das Beste für die Gäste“ komplettierten die Reihe.
Die Rezepte stammen von Schülern, Lehrern und Freunden, aber auch aus Margit Dewald-Finks Küche. Sie hat auch Prominente für Beiträge gewonnen. Duisburgs mittlerweile verstorbener Alt-Oberbürger meister Josef Krings gehörte zu den Stammautoren. Auch die Kabarettisten Gerburg Jahnke und Wilfried Schmickler schrieben jeweils ein Rezept.
Gewinn gespendet
Fast 20.000 Kochbücher hat Dewald-Fink im Laufe der Jahre verkauft. Kam eine Neuerscheinung in den Duisburger Buchhandel, war sie schnell vergriffen. Rund 24.000 Euro Gewinn hat sie gemacht. „Ich wollte aber lediglich meine Unkosten raushaben“, betont Dewald-Fink. Was übrigblieb, spendete sie. Ein Teil ging an die von Pater Rainer van Doorn gegründete Obdachlosenhilfe in der Ostacker-Siedlung. Außerdem unterstützte Margit Dewald-Fink die Hospizbewegung Duisburg-Hamborn.
Den Erfolg ihrer Kochbuchreihe erklärt sie sich nicht allein durch die Auswahl der Rezepte. „Ich habe zur Auflockerung immer kleine Geschichten geschrieben, und das kam offenbar gut an“, sagt Margit Dewald-Fink. Ihr Ehemann kommt in den Anekdoten häufig vor. So schrieb sie über die kaputte Schranktür, deren Reparatur ihr Gatte immer wieder aufschob. Karl-Heinz Dewald wusste von nichts, weil er das Buch nicht gelesen hatte. Umso verwunderter war er, als der Metzger ihn auf die Schranktür ansprach. „Da konnte ich mir nachher von meinem Mann so einiges anhören“, sagt Margit Dewald-Fink und lacht.
„Nach einer Stunde war das Kochbuch bereits ausverkauft – und die Liste mit den Vorbestellungen wurde immer länger.“
Keine Langeweile im Ruhestand
2009 erschien ihr bislang letztes Buch, ein Jahr später ging sie in den Ruhestand. Dewald-Fink hätte Zeit, sich einem sechsten Band zu widmen. Doch sie denkt nicht daran. „Ich habe alles gesagt, was ich sagen wollte“, sagt die ehemalige Hobbyautorin. „Außerdem ist im Internet jedes Gericht in Sekundenschnelle verfügbar.“ Ihre Rezeptsammlung erweitert Dewald-Fink immer noch, nur veröffentlicht sie nichts mehr. Langeweile kommt in ihrer Küche ohnehin nicht auf. Die Neumühlerin sieht sich nicht als perfekte Köchin: „Dafür bin ich eine leidenschaftliche Ausprobiererin.“
Kochbuch zu gewinnen
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