"Tage am Rhein machen mich glücklich"
Philipp Eisenblätter, was bedeutet für Sie Heimat?
Zunächst einmal hat man sich die Heimat nicht ausgesucht. Deswegen ist die Beziehung oft ambivalent. Es gibt Momente, in denen ich mich über meine Heimatstadt aufrege, aber die sind in der Regel schnell wieder vorbei. Ich bin auch gerne unterwegs, fahre meine Antennen aus und sammle an fremden Orten neue Eindrücke. Aber die Neugier beißt sich nicht mit der Heimatliebe, die tief in mir drin ist. Wenn ich nach einem Auftritt stundenlang zurück nach Duisburg fahre, verspüre ich große Vorfreude auf die ganzen Bilder und die besonderen Gerüche meiner Stadt.
Was ist für Sie ein typischer Duisburg-Geruch?
Da kommt mir sofort meine Zeit als Fußballer beim TuSpo Huckingen in den Sinn. Den Kabinengeruch werde ich nie vergessen. Eine Mischung aus feuchter Asche, Schweiß, Bier und Zigarettenrauch lag in der Luft. In Huckingen kam noch eine besondere Note hinzu. Der Aschenplatz liegt nämlich direkt neben einem Pferdehof, und das hat man auch gerochen. TuSpo Huckingen gibt es mittlerweile nicht mehr. Der Verein hat mit dem VfL Duisburg-Süd zur SG Duisburg-Süd fusioniert. Dort habe ich vor kurzem wieder mit dem Fußballspielen angefangen – bei den Altherren.
Sie sind in Huckingen geboren und wohnen immer noch dort. Was ist das Besondere an diesem Stadtteil?
Huckingen verbindet das Stadtleben mit dem Dorfleben. Dort leben viele Bürger, die sich für ihren Stadtteil starkmachen und Traditionen pflegen. Das drückt sich auch in der Mundart aus. Manche sprechen im Alltag noch Huckinger Platt. Und wenn ich das höre, kommen auch Heimatgefühle hoch. Sprechen kann ich den Dialekt zwar nicht, dafür aber verstehen. Das kommt durch die Familie. Meine Großeltern haben das Huckinger Platt auch beherrscht.
"IN MEINEN TEXTEN GEHT ES DANN UM DEN RHEIN ABER AUCH DAS RAUE DUISBURG..."
Von Ihrem Heimatstadtteil sind Sie in wenigen Minuten am Rhein. Welche Bedeutung hat dieser Fluss für Ihr Leben?
Andere Städte haben die Berge, wir haben unseren Rhein. Der Fluss hat in Verbindung mit der Ruhr und dem Hafen immer für Aufschwung gestanden. Persönlich habe ich auch schöne Kindheitserinnerungen an den Rhein. Am Wochenende bin ich mit meinem Opa regelmäßig nach Wanheim zu einer speziellen Stelle gefahren. Wir haben Steine ins Wasser geworfen, Papierbötchen fahren lassen oder Schwemmgut gesammelt. Tage am Rhein haben mich immer glücklich gemacht.
Wie sieht das heute aus?
Auch heute fahre ich gerne zum Rhein, schließlich befindet sich dort einer meiner Lieblingsorte in Duisburg. Im Frühling und Sommer verbringe ich gerne Zeit am „Aschlöksken“, einem Ausflugslokal an der Stadtgrenze zu Düsseldorf. Allein der Weg dorthin mit dem Fahrrad durch die Felder ist schon ein Erlebnis. Und wenn ich dann auf einem alten Plastikstuhl auf dem Rheindeich sitze und mit einer Flasche Bier in der Hand den Sonnenuntergang erlebe, ist das ein tolles Erlebnis. Deswegen nehme ich auch oft Freunde aus anderen Städten mit zum „Aschlöksken“ und zeige ihnen diesen besonderen Duisburger Ort.
Sie setzen sich in Liedern wie „Mein Herz schlägt numa hier“ oder „Angerhof Hotel“ mit Ihrer Heimat auseinander. Ist es Ihnen wichtig, das Thema über die Musik zu transportieren?
Meiner Meinung nach passiert so etwas automatisch. Ein Sänger, der aus Texas stammt, singt über die weite Landschaft. In meinen Texten geht es dann um den Rhein, aber auch um das raue Duisburg, das für mich unverwechselbar ist. Heimat sickert in Musik immer mit ein.
Abschließend: Was ist für Sie das Besondere am Duisburger Menschenschlag?
Da muss ich an meine Zeit im Außenhafen denken. Lange bevor ich mich für ein Leben als Berufsmusiker entschieden habe, war ich dort bei einem Logistikunternehmen angestellt. Das brachte auch täglichen Kontakt zu den Hafenarbeitern mit sich. Und da habe ich richtige Ruhrpott-Originale kennengelernt. Die Kollegen waren ehrlich, direkt, manchmal auch ruppig, gleichzeitig aber auch humorvoll und herzlich. Ich hatte immer einen guten Draht zu denen.