Anders gesagt!
Andere Kinder wollen Feuerwehrmann oder Polizist werden. Für Sie war als Junge Journalist der Traumberuf. Wie kam das denn?
Mit 14 oder 15 Jahren hatte ich die Idee: Du könntest Journalist werden. Ein guter Freund meines Vaters war mein Vorbild. Er war ein bekannter Journalist und schrieb für mehrere Sportzeitungen in Bulgarien. Das fand ich faszinierend: Er war immer ganz nah dran an den Mannschaften und den Spielern. Er fuhr mit ins Ausland. Das fand ich spannend, diese Geschichte zu erzählen. Ich bin dann zwar nicht Journalist geworden, dafür aber sein Sohn. Er ist heute der Chef bei einem Fernsehsender in Sofia.
Sie wurden lieber Fußballer und Trainer …
Stimmt, ich war einfach zu gut am Ball (lacht).
Wenn Sie als Journalist eine Frage an einen Fußballer nach dem Spiel stellen würden, wie würde sie lauten?
Zunächst muss man verstehen, dass die Spieler nach 90 Minuten auch aufgewühlt und voller Emotionen sind. Ich würde sie fragen: Was habt ihr heute gut gemacht? Was hätte besser laufen können?
Haben Sie mit Ihrem ehemaligen Berufswunsch im Hinterkopf mehr Verständnis für die Arbeit der Medien?
Ich bringe den Journalisten und den Medien viel Respekt entgegen. Wenn ich eine kritische oder vielleicht sogar provozierende Frage gestellt bekomme, dann sage ich mir: Bleib ruhig und behandele den Reporter korrekt. Er fragt nicht für sich, sondern für seine Leser, Zuhörer oder Zuschauer. Es geht nicht um ihn als Person. Es geht um die Menschen, die sie oder er informieren muss.
Haben Sie Vorbilder, was guten Journalismus angeht?
Patrick Wasserziehr von Sky finde ich gut. Er stellt kritische Fragen. Wenn sein Gegen über nicht darauf antworten will, dann respektiert er das. Ich schaue aber auch gerne Markus Lanz. Er setzt sich intensiv mit den Themen und den Menschen auseinander, das gefällt mir.
Denken Sie manchmal, das hätte ich als Journalist besser gemacht?
Ich weiß, dass die Medien oft kritisch gesehen werden. Hinsichtlich Fake News und einseitiger Berichterstattung zum Beispiel. Man muss aber auch bedenken, dass Journalisten stark unter Druck stehen. Der Takt, Nachrichten zu produzieren, wird immer schneller. Du muss Erster sein. Wenn ein Kollege die eine Schlagzeile veröffentlicht, musst du gleich die nächste bringen. Die Medien haben es auch nicht leicht. Das ist mir klar. Ich bin trotzdem der Auffassung: Ein Journalist muss die Geschichte so er zählen, dass der Leser oder Zuhörer sich selbst ein Bild machen kann
Wie hätte der Journalist Gruev berichtet?
Korrekt, neutral und objektiv.
Nach der Karriere als Spieler wurden Sie Trainer. Kam noch einmal der Wunsch auf, den Kindertraum zu erfüllen?
Nein, das Thema habe ich abgehakt. Aber ich habe dann wirklich mal als Journalist fürs Fernsehen gearbeitet. Das war echt ein Highlight. Bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz war ich als Fachmann für einen Privatsender in Bulgarien tätig. Ich habe die Spiele analysiert und den Zuschauern erklärt, was da auf dem Platz passiert ist. So wie Kloppo das eine Zeit lang für das ZDF gemacht hat. Ich hatte großen Spaß daran. Und ich durfte auch Gäste einladen. Dimitar Berbatov oder Stilian Petrov waren zum Beispiel einmal in unserer Sendung.
Würden Sie nur über Sport berichten?
Ich komme aus dem Fußball. Da liegt das nahe. Aber es wäre sicher nicht mein einziges Thema. Mich interessieren Menschen. Ich würde gern Persönlichkeiten vorstellen, die etwas erreicht haben und dabei Boden ständig geblieben sind.
Wen zum Beispiel?
Dirk Nowitzki ist ein toller Typ und Mensch geblieben. Mit dem kann man sicherlich ein sehr spannendes Interview führen. Aber auch Roger Federer finde ich klasse, er ist ein richtig guter Typ und Sportler.
Wie wäre es mit einer Reportage über Duisburg?
Das könnte ich auch. Ich kann mir vorstellen, eine Reportage zu schreiben, wie sich die Innenstadt und die Königstraße verändert haben, seit ich im Jahr 2000 zum ersten Mal nach Duisburg kam. Damals gab es das CityPalais, das Forum und die Königsgalerie noch nicht. Der König-Heinrich-Platz mit dem Brunnen sieht ganz anders und viel schöner aus. Ich habe noch vor Augen, wie es 2000 war. Vom Flughafen sind wir zum Duisburger Hof, wo ich ein Zimmer hatte, gefahren. Als ich dann für mich allein war, habe ich als Erstes einen Spaziergang über die Königstraße gemacht. Ich liebe die Königstraße. Sie ist ein Symbol für die Stadt.
In Duisburg leben inzwischen sehr viele Bulgaren. Wäre das auch eine Story für den Reporter Ilia Gruev?
Als ich vor über siebzehn Jahren nach Duisburg kam, lebten kaum Bulgaren hier. Das hat sich sehr verändert. Ob ich dar über einen guten Artikel schreiben könnte? Schwer zu sagen. Am Ende kommt es auf die einzelnen Menschen und ihre Geschichten an. Ich bin sicher, es würde sich ein spannender Mensch finden, mit dem ich über Bulgarien und seine Erfahrungen hier in Deutschland sprechen könnte.
Welche Schlagzeile würden Sie gern titeln?
Das ist leicht! Duisburg im Glück: Der MSV ist aufgestiegen!