Zum Artikel
Zum Gewinnspiel
Zur Artikelinfo
Zur Mediengalerie
Diesen Artikel teilen

So grillt Duisburg

Beim Grillen gibt es immer die große Glaubensfrage: Gas oder Kohle? Für manche ist der Elektrogrill sogar die bessere Alternative. Zu Besuch bei drei passionierten Grillern, die für ihre Variante werben.

Alfons Wienen steht vor dem Gartentor in seiner Einfahrt und winkt. Seine Gäs­te treffen gerade ein. im Garten hinter seinem Haus in Wanheimerort qualmt schon die Holzkohle im Anzündkamin. Der 47-Jährige ist leidenschaftlicher Griller und BBQ-Fan. Heute zeigt er, worauf es beim Grillen mit Kohle ankommt. Der hochgewachsene Mann betreibt sein Hob­by auf einem Niveau, bei dem es schwer­fällt, nur von einem Hobby zu sprechen. Sein Team, die „BBQ Wiesel“, ist amtie­render Vize-Europameister im Grillen. Und auch im Heimatland des BBQ, in den USA, belegt es immer wieder vordere Plätze bei den großen Wettbewerben wie dem „Jack Daniel’s BBQ World Championship“ in Lynchburg, Tennessee. Dieses Jahr tritt das Vier-Mann-Team auch bei der Grillwelt­meisterschaft der „World Barbecue Association“ in Irland an.

Wie viel Platz das Grillen im Leben von Al­fons Wienen einnimmt, das lässt sich auch an der Anzahl der Grills in seinem Garten ablesen. Dort stehen drei Kugelgrills und ein Gasgrill, der in eine Outdoor-Küche – natürlich mit logo der „BBQ Wiesel“ – eingelassen ist. „im Sommer verbringe ich hier mehr Zeit als in unserer normalen Küche“, sagt der gelernte Informatiker. Ge­grillt wird heute auf einem klassischen Ku­gelgrill mit 67 Zentimetern Durchmesser. Mit diesem Grill hat auch vor vier Jahren Alfons Wienens Leidenschaft begonnen. „Schuld daran ist meine Frau“, sagt er. „Sie hat ihn mir zum Geburtstag geschenkt.“ Anfängern rät der Grillmeister aber nicht unbedingt zu einem Kugelgrill. „Da muss man wissen, was man tut“, sagt er. Selbst hat er sich zwei Jahre in Internet Foren he­rumgetrieben, bevor es professionell mit den Wieseln wurde. Zum Einstieg empfiehlt er Grills, bei denen sich der Rost einfach in der Höhe verstellen lässt. So kann die Hitze durch den Abstand zur Kohle leicht regu­liert werden.

Wer größere Ambitionen hat und mal etwas ausprobieren will, der sollte sich allerdings mit dem Kugelgrill auseinandersetzen. im Grunde sei er nichts anderes als ein Back­ofen, der mit Kohle betrieben wird – so lässt er sich auch zum Smoken benut­zen. Wichtig sei es, so Wienen, zu wissen, wann und wofür das Grillgut direkte oder indirekte Hitze benötigt. Es gilt grundsätz­lich: direkte Hitze über der Kohle, wenn das Fleisch eine schöne Kruste bekommen soll, zum Garen dann indirekte Hitze. Die Reihenfolge ist dabei nebensächlich. Auch kommt es auf die Wahl der Kohle an: Holz­kohle gibt hohe Hitze, brennt dafür kürzer. Briketts geben weniger Hitze, dafür bren­nen sie länger. „Und wer der Umwelt noch etwas Gutes tun will“, sagt Wienen, „der sollte Kohle aus Kokosnussschalen neh­men.“ Kokosnussschalen sind ein Abfall­produkt, das für die Kohle recycelt wird. im Unterschied zu Kohle aus normalem Holz werden für die Öko-Kohle keine Bäume ge­fällt.

Heute nimmt Alfons Wienen Holzkohle. Auf den Grill kommen mit Käse überbacke­ne Kartoffeln, gespickt mit Speck, grüner Spargel und ein Flanksteak. Dieses wird aus dem Bauchlappen des Rindes heraus­geschnitten. Es ist sehr dünn und breit und wiegt in der Regel zwischen 750 und 1.000 Gramm.

Das Fleisch kommt heute aber erst als letztes auf den Grill. Spargel und Kartof­feln brauchen länger. Das Steak soll medi­um werden. Alfons Wienen würzt es nur mit ein bisschen Salz. Pfeffer kommt später, er soll nicht verbrennen. So ist er auch kein Freund von den öligen, nassen Marinaden, wie sie in Deutschland noch sehr beliebt sind. Das Fett tropft dabei nur in die glü­hende Kohle und lässt Flammen hochzün­geln. Eine Todsünde in einem solchen Fall: Bier auf die Flamme kippen. „So erreicht man nur, dass Asche aufgewirbelt wird“, sagt Wienen. Besser sei eine Trockenma­rinade beziehungsweise Gewürzmischung – der sogenannte Rub. Lange dauert es nicht, bis Alfons Wienen sein Flanksteak vom Grill nimmt. Noch kurz ruhen lassen, damit sich die Säfte setzen, und schon kann serviert werden.

Jörg Jockel steuert seinen Napoleon über einen gepflasterten Weg. Er nimmt eine letzte Kurve. Am Ende parkt der Mann aus Huckingen Napoleon unter einem Holz­pavillon. Wer jetzt denkt, es handele sich um ein Motorrad, liegt falsch. Der Napole­on lex 485 ist ein Gasgrill aus Edelstahl. Auf diesem bereitet Jockel heute ein Menü mit Rinderfilet, Rib-Eye-Steak, Garnelen, Cherrytomaten und lauchzwiebeln zu. Zu­nächst schließt der 44-Jährige eine Pro­pan-Gasflasche mithilfe eines Druckreg­lers an den orangefarbenen Schlauch an. Er stellt sicher, dass das Gas nur mit ei­nem Druck von 50 Millibar in den Grill strö­men kann. „Das Gas wird kontrollierbarer“, erklärt Jockel. Sicherheit muss sein. An­schließend dreht er am Grill einen Regler, drückt den Startknopf. Ein „Pfump“-Ge­räusch ertönt. Das Feuer brennt.

Während Jörg Jockel die Zutaten für das Essen holt, erzählt er seine persönliche (Grill-)Geschichte. „ich habe schon als Ju­gendlicher gerne gegrillt. Später sind wir das Thema im Bekanntenkreis etwas pro­fessioneller angegangen und haben ein Meisterschaftsteam gegründet“, sagt der gelernte Innenarchitekt. Als BBQ-Compa­ny fuhren Jörg Jockel und seine Mitgriller zu Wettbewerben, gewannen die nieder­rheinische Barbecue-Meisterschaft. Dabei erlebten sie, wie sich ein Trend entwickelte: Das Kotelett und die Bratwurst vom Ein­weggrill kamen außer Mode. Stattdessen legten die Leute Premium-Steaks, Fisch und Gemüsekreationen auf den Rost. Und sie investierten mehr Geld in gute Geräte.

„Irgendwann habe ich mich dann dazu entschlossen, mein Hobby zum Beruf zu machen“, sagt Jörg Jockel. 2011 eröffnete er in Huckingen die BBQ-Company. Diese besteht aus einem Fachgeschäft für Grills und Zubehör sowie aus einer Schule, in der die Profis aus Würstchenwendern echte Grillmeister machen. in den sechs Jahren seit der Eröffnung hat Jockel einen Trend erkannt. „Die Leute schaffen sich vermehrt einen Gasgrill an“, sagt der Geschäftsin­haber. „Bei uns machen die mittlerweile rund neunzig Prozent der Verkäufe aus.“

Er kann sich gut vorstellen, warum immer mehr Kunden in seinem Laden am Koh­legrill vorbeigehen und stattdessen zum Gasgrill greifen. „Die Energie ist sofort da, und man kann über einen längeren Zeit­raum mit konstanter Hitze grillen. Auch niedrige Temperaturen lassen sich gut regulieren“, sagt Jörg Jockel. Er will nicht verhehlen, dass ein Gasgrill beim Neukauf  in der Regel teurer als ein Kohlegrill ist. „Dafür kann er aber auch mehr“, sagt der Huckinger. Er deutet auf die verschiedenen Zonen seines Mittelklasse-Gasgrills: Auf der rechten Seite brutzelt das Rinderfilet vor sich hin. Es liegt in der sogenannten Sizzle Zone, in der Temperaturen um die 800 Grad Celsius erzeugt werden können. im Hauptbereich hat Jockel das Rib-Eye-Steak und eine Schale mit Garnelen neben lauchzwiebeln und Cherrytomaten dra­piert. Das Gemüse ist Beiwerk. Ein Stück Fleisch gehört für Jockel zum Grillen dazu – wie etwa das Rib-Eye-Steak.

Um die Kerntemperatur zu kontrollieren, benutzt Jörg Jockel ein Thermometer. Das Display zeigt 54 Grad, die Zielmarke ist er­reicht. Mit der Zange hebt er das Fleisch auf einen Teller. Essen fassen ist ange­sagt. Dieter Rothmann, einer von zehn Mitarbeitern in der BBQ-Company, richtet derweil die Tafel her. Er stellt Tunken mit speziellen Geschmacksrichtungen wie Weißburgunder & Aprikose auf den Tisch. Jörg Jockel schneidet das Rib-Eye-Steak an. Ein Stück hellrosafarbenes Fleisch tunkt er ein und verspeist es dann. „Medi­um rare, so wie es sein soll“, sagt Jockel.

Sicher grillen – Das rät die Feuerwehr

Grillen im Freien ist ein beliebtes, weil ge­mütliches Sommervergnügen. Damit das so bleibt und nicht zum Gefahrenherd wird, gibt es ein paar Sicherheitsregeln. Folgendes rät die Feuerwehr Duisburg für einen Grillabend mit Holzkohle:

Welche Vorbereitungen muss ich treffen, um sicher mit Holzkohle zu grillen?

Man muss mit einem Grillanzünder arbeiten und nicht mit brennbaren Flüssigkeiten. Die Sicherheitshinweise auf der Packung sollten ausführlich gelesen werden. Der Grill soll mindestens ff Meter von Gebäuden ent­fernt stehen. Und die Person am Grill muss die Windrichtung beachten, damit der Rauch keine Nachbarn belästigt. Zudem muss der Grill standsicher sein. Und es schadet nicht, wenn ein Eimer Wasser danebensteht.

Was muss ich beachten, wenn das Fleisch erstmal auf dem Grill liegt?

Aus dem Fleisch kann Fett auslaufen und es können kurzzeitig Flammen entstehen. Aus brandschutztechnischen Gründen ist das kein Grund zur Sorge.

Der Grillabend im heimischen Garten ist vorbei. Wohin nun mit der Kohle?

Man sollte die Kohle erstmal im Grill belas­sen und einfach ausgehen lassen. Am bes­ten bis zum nächsten Tag. Und die Asche kann man dann einfach in der Restmülltonne entsorgen.

Metzger und BBQ-Fleisch

Fleisch gibt es im Supermarkt, beim Discounter oder vom Metzger. Das Angebot ist groß, die Qua­lität ist es nicht immer. Wer das perfekte Stück Fleisch grillen will, der sollte allerdings Wert auf gute, hochwertige Produkte legen. Grundsätz­lich rät Grillprofi Alfons Wienen dazu, immer den Metzger des Vertrauens aufzusuchen. Wer noch keinen gefunden hat, dem hilft vielleicht „Der Feinschmecker“ weiter. Das Gourmetmagazin hat 2015 die 500 besten Metzger Deutschlands gekürt. Unter den Top-Fleischern sind auch drei Duisburger:

Brömauer an der Halfmannstraße 76 b in    Obermarxloh

Sieveneck an der Fiskusstraße 175 in Neumühl

Simon Berns am Friedrich-Wilhelm-Platz 2 in    der Stadtmitte

Da BBQ in Deutschland erst in den Kinderschu­hen steckt, ist es heute selbst bei guten Metzgern mitunter schwer, die passenden Fleischstücke beziehungsweise Fleischschnitte zu bekommen. Alfons Wienen nennt das Beispiel Spareribs: in Deutschland liegen eher Schälrippen in den Aus­lagen der Metzger. An den original amerikani­schen Spareribs bleibt allerdings noch ein Stück des Lummers dran. Aus dem begehrten Schwei­nefleisch machen die Fleischer hierzulande lie­ber Braten oder magere Koteletts. Wer richtige Spareribs will, der sollte vorher mit dem Metzger sprechen und wissen, was genau er will. Eine Al­ternative ist, sich das Fleisch im Internet zu be­stellen. „Die Qualität hier ist erstaunlich gut“, sagt Wienen, „anders würde der Service aber auch nicht funktionieren.“ Und am Ende kommt es auch nur darauf an, dass das Fleisch schmeckt.

Grillplätze in Duisburg

In Duisburg gibt es vier kostenlose Grillplätze:

Töpper See

Uettelsheimer See

loheider See

Sechs-Seen-Platte

Gegen eine Gebühr und nach Anmeldung kann man am Grillplatz Schmetterling und am Worringer Reitweg mit Freunden und der Familie grillen.

Unter Strom

Petra Becker betritt ihren Balkon. in der rechten Hand hält sie eine Aluschale mit argentinischen Rumpsteaks, in der linken eine Schüssel Nudelsalat mit getrockne­ten Tomaten und Pinienkernen. Petra Be­cker stellt das Essen auf einem Holztisch ab und holt aus ihrer Küche noch eine Schale mit Garnelenspießen und Pimientos de Padrón, grünen Minipaprikas. Dann schaltet sie einen Tablet großen Elektrogrill an. „Der ist perfekt für den Balkon, denn er nimmt kaum Platz weg“, sagt die Frau aus Buchholz. Als Fleisch, Meeresfrüchte und Gemüse auf dem Rost liegen, redet die 58-Jährige über ihre große Leidenschaft: das Grillen.

Dass in Petra Beckers leben das Essen immer eine große Rolle spielte, verwundert nicht. ihr Vater war nämlich Metzger, führ­te jahrzehntelang ein Geschäft in Hoch­feld. Die Tochter schlich als Kind gerne ins Kühlhaus, um zu naschen. Petra Becker entwickelte zudem früh ein Faible für das Kochen. Wenn in den 1970er Jahren aber mal ein Gartenfest anstand, durfte sie den Grill nur aus der Ferne betrachten. „Grillen war jahrelang eine reine Männerdomäne. Die Frauen haben höchstens die Salate ge­macht“, sagt Becker. Das Schnibbeln war ihr auf Dauer aber zu wenig. Petra Becker zog sich also die Grillschürze an, nahm die Zange in die Hand und stellte sich selbst an den Rost. Eine gute Entscheidung. Den Männern schmeckte es nämlich. Auch Nef­fe Simon Becker verspeiste die Würstchen und Steaks seiner Tante gerne. Er war der Meinung, dass Petra Beckers Grillkunst den Geschmack vieler Menschen trifft. Also meldete er sie zu einem Wettbewerb an. Als 2013 die deutschen „Grill-Gigan­ten“ gesucht wurden, gehörte auch Petra Becker zu den Kandidaten. Sie setzte sich beim Vorentscheid in Düsseldorf durch und fuhr später zum Finale nach Hamburg. „Das war ein herrlicher Tag“, sagt Petra Becker. Die Sonne schien, ein Fernsehteam von RTL filmte die Teilnehmer am Gasgrill und am Ende konnte die Duisburgerin ju­beln. Mit einem Frauenteam bezwang sie eine Männerauswahl, zu der auch Neffe Simon Becker gehörte. Petra Becker über­zeugte die Jury mit außergewöhnlichen Kombinationen wie gegrillten Zucchini mit nigerianischer Erdnusssauce.

Als Preis gab es einen neuen Gasgrill. „Den hat aber mein Neffe bekommen“, sagt Petra Becker und schmunzelt. Sie besitzt selbst auch einen Gasgrill. Doch für den Genuss nach Feierabend kann bei ihr auch die elektrische Variante sorgen. „Der Auf­wand hält sich in Grenzen. Man braucht keine Gasflasche oder Holzkohle. Nur Strom, und der ist ja immer vorhanden“, sagt die Regierungsangestellte.

Der Elektrogrill hat für sie noch einen wei­teren Vorteil. „Wenn alle um ihn herumsit­zen, ist es geselliger. Wer am Holzkohlegrill steht, ist ja oft ein paar Meter von seinen Gästen entfernt“, sagt Becker. Sie nimmt die ersten Rumpsteaks sowie Garnelen-spieße vom Rost, bedient ihre Gäste und packt die nächste Ladung auf den Grill. Danach kostet Petra Becker das Gegrillte. „ist gut geworden, oder?“, fragt die Gast­geberin und erntet zustimmendes Nicken.

Natürlich hat der Elektrogrill für sie auch Nachteile. „Das richtige Grillfeeling mit Rauchschwaden und dem passenden Ge­ruch bekommt man durch Holzkohle natür­lich besser hin“, sagt Petra Becker. Und ihr gegrilltes Leibgericht gelingt durch Elek­trozufuhr auch nicht wirklich. Es handelt sich um einen echten Ruhrgebiets-Klassi­ker. „ich mag gerne Bauchspeck. Der muss aber schon fast schwarz sein“, sagt Petra Becker. „Aber mit dem gewinnt man leider keine Wettbewerbe.“

Der Saucen-König von Duisburg

Knorr, Heinz, Kühne – Grillsaucen gibt es viele. Doch nur eine kommt aus Duisburg. Erfunden hat sie die Familie Walsdorf. Jahrzehntelang hat sie an ihren Saucen getüftelt. Entstanden ist dabei eine geheime Rezeptur, die seit Generationen vom Vater zum Sohn weitergegeben wird.

Alles begann in der Familienküche: Stundenlang stand Werner Walsdorf damals am Herd, als er seine legendäre Currysauce erfand. Freunde und Bekannte kamen mit Einweckgläsern, um sich die begehrte Sauce portionsweise abzuholen. Die heimische Küche wurde bald zu klein. Also suchte die Familie Walsdorf einen Partner, der für sie die Saucen-Produktion übernahm. Und zugleich bauten sie das Sortiment aus. Inzwischen gibt es neben der Currysauce auch eine Zigeunersauce und eine Mayonnaise.

Die „Walsdorf Gourmet“-Produkte aus Wanheim sind mittlerweile in immer mehr Geschäften in der gesamten Region erhältlich. Das Wachstum freut Geschäftsführer Yannick Walsdorf (Foto). Er führt die Firma, die einst als Partyservice startete, in dritter Generation. Er ist gerade einmal 22 Jahre alt – und auf dem besten Weg, der Saucen-König von Duisburg zu werden. Weitere Informationen gibt es unter: walsdorf-gourmet.de.


Kein Ärger mit den Nachbarn

Nervende Rauchschwaden vom Kohlegrill haben schon den ein oder anderen Krieg am Gartenzaun entfacht. Der Duisburger Rechtsanwalt Reiner Brockerhoff erklärt, was Mieter und Eigentümer beachten müssen.

Kann der Vermieter per Mietvertrag oder in der Hausordnung das Grillen verbieten oder einschränken? Ja, der Vermieter kann per Mietvertrag oder Hausordnung das Grillen vollständig verbieten oder zeitlich oder örtlich (Balkon nein, Garten ja) einschränken. Dies muss bei Abschluss des Mietvertrages geschehen. Nach Abschluss des Mietvertrages kann kein nachträgliches Grillverbot ausgesprochen werden. Ein mehrmaliger Verstoß gegen das Grillverbot kann eine Abmahnung und gegebenenfalls fristlose Kündigung nach sich ziehen. Sofern durch das Grillen eine starke Rauch- und Geruchsbelästigung entsteht, kann dies sogar eine Ordnungswidrigkeit darstellen und ein Bußgeldverfahren nach sich ziehen.

Wenn nichts geregelt ist, was gilt dann? Eine gesetzliche Regelung zum Grillen gibt es im Mietrecht nicht. Insoweit ist auf die Rechtsprechung abzustellen, die je nach Sachlage unterschiedlich urteilt. Die Rechtsprechung geht von einmal pro Monat bis zu drei bis fünfmal pro Jahr aus. In jedem Fall ist immer auf die Nachbarn Rücksicht zu nehmen. Gegebenenfalls ist es besser, einen Elektrogrill als einen Holzkohlegrill zu benutzen, da weniger Qualm entsteht. Es ist auch ratsam, eine Grillparty ein bis zwei Tage vorher bei den Nachbarn anzukündigen.

Beim eigenen Haus mit Garten oder bei der Eigentumswohnung sieht die Rechtslage etwas anders aus: Was muss man hier beachten? Auch Hauseigentümer mit eigenem Garten müssen auf die Nachbarn Rücksicht nehmen. Im üblichen Rahmen darf bis 22 Uhr abends gegrillt werden. Auch hier gibt es Rechtsprechung, die das Grillen auf zweimal monatlich bis zehnmal jährlich beschränkt. Tritt durch übermäßige Rauch- oder Geräuschbelästigung eine massive Beeinträchtigung der Nachbarn ein, kann auch hier ein Bußgeldverfahren die Folge sein. Vorsicht bei Wohnungseigentum: Die Eigentümergemeinschaft kann per Beschluss ein Grillverbot erlassen. Gibt es keinen solchen Beschluss, gilt das Gleiche wie bei Hauseigentümern.


Beitrag empfehlen

Themenbezogene Beiträge

Weitere Beiträge