Anders gesagt!
Herr Stephan, haben Sie sich schon während Ihrer Jugend in Duisburg sozial engagiert?
Ja, aber auf andere Weise als heute. Ich habe als Jugendlicher viel Sport getrieben – in meinem Verein OSC Rheinhausen oder mit der Fußball-Straßenmannschaft auf dem Bolzplatz in Bergheim. Wenn ein Neuer dazukam, haben wir Älteren uns um ihn gekümmert. An Charity-Veranstaltungen habe ich aber damals noch nicht gedacht. Mittlerweile bin ich Vorsitzender eines Vereins, der benachteiligte Kinder und Jugendliche fördert.
Wie kam es dazu?
Alles begann 2014 auf dem Golfplatz. Mein Bekannter, der ehemalige Fußballprofi Holger Fach, hat mich zu einem Turnier mitgeschleppt. Dort traf ich die Gründer des Vereins „OWL zeigt Herz“. Die haben mich überredet, bei ihnen mitzumachen. Später wurde mir der Posten des ersten Vorsitzenden angeboten. Das bin ich nun seit Oktober 2017.
Hat man als Prominenter eine besondere Verpflichtung, sich sozial zu engagieren?
Aus meiner Sicht schon. Ich habe in meinem Leben viel Positives erlebt und stand meistens auf der Sonnenseite. Wer kann schon von sich behaupten, mit seinem Hobby gutes Geld zu verdienen? Irgendwann ist es an der Zeit, etwas zurückzugeben. Und ein prominenter Name hilft halt bei der Suche nach Unterstützern.
Sie wollen durch Ihr Engagement Kinder glücklich machen. Gab es einen speziellen Moment während der Vereinsarbeit, der Sie persönlich glücklich gemacht hat?
Da denke ich sofort an die Kinderkrankenhaus- Tour mit der Rockband „Randale“. Wir waren auch auf einer Krebsstation: Es war unvorstellbar, was die Kinder für große Augen gemacht haben, als die Band reinkam. Sie haben sich nicht von ihrem Schicksal runterziehen lassen. Das war ein bewegender Moment, über den ich noch lange nachgedacht habe.
Die Projekte von „OWL zeigt Herz“ beschränken sich hauptsächlich auf Ostwestfalen- Lippe. Helfen Sie denn auch Kindern in Ihrer Geburtsstadt?
Ich bin Pate eines Spielplatzes in Friemersheim. Der wurde 2015 saniert. Seitdem stehen da ein neuer Kletterturm mit Rutsche und eine neue Schaukel. Wenn ich zu Besuch in Duisburg bin, schaue ich dort gerne vorbei. Das Geld für die Sanierung kam übrigens durch ein Golfturnier zustande.
Die Sportart ist Ihre neue Leidenschaft?
Anfangs war mir Golf zu elitär. Dann hat mich mein alter Teamkollege Christian „Blacky“ Schwarzer mit zum Platz geschleppt. Jetzt schwinge ich regelmäßig den Schläger. Es geht mir nicht nur darum, mein Handicap zu verbessern. Golf ist gesellig. Da fallen lockere Sprüche. Wenn einer aus 40 Zentimetern das Loch verfehlt, heißt es schnell: „Geh mal lieber zum Optiker“. Turniere mit dem Verein „Gofus“, den golfenden Fußballern, machen mir besonders Spaß. Da sammeln wir Geld für Bolz- und Spielplätze. Besonders gerne denke ich an ein Turnier des MSV Duisburg zurück.
Was ist da passiert?
Ich musste ein Interview geben. Das TV Team wollte wissen, ob ich denn auch die Stadionlieder aus Duisburg beherrsche. Was für eine Frage? Mein älterer Bruder hat mich zu Oberliga-Zeiten häufig mit ins Stadion genommen – deshalb hab ich sofort „Zebrastreifen weiß und blau“ angestimmt.
Drücken Sie dem MSV heute noch die Daumen?
Ich freue mich über Siege. Mein Lieblingsklub ist aber der 1. FC Köln. Spieler wie Pierre Littbarski oder Thomas Häßler haben mich zum Fan gemacht. Zwei Spiele pro Saison geht’s auch ins Kölner Stadion. Aber ich treibe immer noch lieber selber Sport, als anderen zuzuschauen. Mit Ihrem Verein gehen Sie auch in Schulen und machen Sport mit Kindern.
Wann sehen wir Sie mal in Ihrer alten Grundschule?
Da habe ich mir noch keine Gedanken drüber gemacht. Aber eine Überlegung ist das wert. Ich bin in Bergheim zur Grundschule gegangen, da wo heute die Gemeinschaftsgrundschule Mevissenstraße steht. Vielleicht gehe ich da mal zum Sportunterricht, wenn es die Zeit zulässt.
Daniel Stephan (44) bestritt für den OSC Rheinhausen seine ersten Partien in der Handball-Bundesliga. Als der Klub 1994 abstieg, wechselte er zum TBV Lemgo. Mit den Ostwestfalen holte Stephan zwei Deutsche Meisterschaften, drei DHB-Pokalsiege und zwei Europapokaltitel. 1998 wurde er als erster Deutscher zum Welthandballer gewählt. Für Deutschland bestritt der Rückraumspieler 183 Länderspiele. Sein größter Erfolg mit der Nationalmannschaft war der EM-Titel 2004, im gleichen Jahr holte Stephan zudem Olympia-Silber. Nach seinem Karriereende 2008 blieb er dem Handballsport treu. Für den TV-Sender Sport1 tritt Daniel Stephan, der in Lemgo lebt, regelmäßig als Experte in Erscheinung.