Licht ins Dunkel gebracht
Achim Frensch öffnet die Tür zu einem fensterlosen Raum. An den Wänden hängen Zettel mit bunten Vektorgrafiken. Auf einem Schreibtisch steht ein Computer. Was diesen Raum dominiert, ist eine weiße Kugel. Sie ist durch ein Kabel mit einem Messgerät verbunden. Im Innern des Objekts sind Sensoren angebracht. „Das ist die sogenannte Ulbricht-Kugel“, erklärt Achim Frensch. „Mit ihr können wir Lichtstrom und Strahlungsleistung messen.“
In der ganzen Welt unterwegs
Licht ist in seinem Unternehmen das große Thema. Bereits der Firmenname verrät das: Frensch Lighting produziert unter anderem Einbauleuchten, Spots und Lichtleisten mit LED-Technik. „Viele unserer Kunden stammen aus der Fahrzeugbranche“, sagt Achim Frensch, der gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Frank die Geschäfte führt. Die Beleuchtung aus Friemersheim steckt unter anderem in Feuerwehrautos, in Krankenwagen, in Bussen, in Booten oder in Landmaschinen. Mit seinen Produkten macht Frensch Lighting pro Jahr rund vier Millionen Euro Umsatz. Die Gebrüder Frensch steuern das Unternehmen dafür nicht nur aus den Büros heraus: Sie sind in der ganzen Welt unterwegs. Achim Frensch etwa verbringt im Jahr viele Tage in China, um vor Ort mit Partnern zu sprechen.
In den Anfängen
Als Wilfried Frensch 1963 seine Firma gründete, waren Handelsbeziehungen nach Fernost noch nicht denkbar. Der Vater der aktuellen Geschäftsführer machte sein Geld auch nicht mit Licht. Er vertrieb Zeitschaltuhren und Heizungsregler, die ein Studienkollege aus dem Schwarzwald produzierte. Seine große Leidenschaft führte Wilfried Frensch dann zu einem neuen Geschäftsfeld: Der Ratinger war ein begeisterter Sportsegler, gewann 1984 sogar einen Weltmeistertitel. „Mein Vater hat aber immer geflucht, dass das Licht auf den Booten zu schlecht sei“, erzählt Achim Frensch. „Er hat nach besseren Leuchtmitteln gesucht und sich entschieden, selbst welche zu vertreiben.“
Ende der 1980er-Jahre starb Wilfried Frensch. Seine Ehefrau stand mit den Geschäften allein da. Sohn Achim Frensch entschloss sich, ins Unternehmen einzusteigen. „Eigentlich wollte ich Schiffsbau studieren, die Pläne habe ich dann aber verworfen“, sagt der heute 55-Jährige. Anfangs stapelten sich die Probleme auf seinem Schreibtisch. „Wir hatten für nichts Geld“, verrät Achim Frensch. „Ich musste meine Mutter lange überzeugen, dass wir uns mal ein Faxgerät leisten sollten.“
Der erste Vertrag mit MAN
Es war der Zufall, der Frensch Lighting aus einer prekären Situation half. Der Chef fuhr mit Kollegen zur Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt. Vor Ort bastelten sie einen Stand zusammen und präsentierten dort Halogenleuchten. Ein Einkäufer des Nutzfahrzeug-Riesen MAN drehte auf der Messe seine Runden. "Er ist im Laufschritt an unserem Stand vorbeigehuscht", erzählt Achim Frensch. "Aus den Augenwinkeln hat er noch unsere Produkte gesehen und ist umgedreht." Aus einem losen Verkaufsgespräch entwickelte sich ein Vertrag. MAN gehört auch heute noch zu den großen Kunden von Frensch Lighting, ebenso wie Mercedes-Benz und Volkswagen.
LED-Technik ist gefragt
Das Unternehmen wuchs. Kurz nach der Jahrtausendwende kam es zum Standortwechsel – von Ratingen ging es nach Friemersheim. 20 Mitarbeiter sind dort aktuell beschäftigt. Sie entwickeln neue Produkte, fertigen sie an oder vertreiben sie. Marc Fink leitet die Produktion. Der 51-Jährige arbeitet bereits seit 13 Jahren für Frensch Lighting. Aus den Gesprächen mit Auftraggebern hört er heraus, warum die LED-Technik aus dem Duisburger Westen so gefragt ist.
"Viele unserer Kunden stammen aus der Fahrzeugbranche."
„Bei uns ist das Fachwissen an einem Ort gebündelt“, sagt Fink. „Der Kunde hat bei der Abstimmung nicht zig verschiedene Ansprechpartner. Das kommt an.“ Zudem ist die Fluktuation in der Firma sehr gering. Es gibt Kollegen, denen Achim Frensch schon zigtausend Mal ein „Guten Morgen“ zugerufen hat. Auf seinem Rundgang durch die Hallen erblickt er Monika Galindo Blanquez. Der Chef führt ein kurzes Gespräch mit seiner Mitarbeiterin. Dabei muss er lauter reden, denn im Hintergrund lärmt eine Maschine. Monika Galindo Blanquez steuert die Herstellung von Platinen. Auf einem Bildschirm erkennt sie, wie die Bauelemente zusammengesetzt werden und justiert nach.
Handarbeit ist gefragt
Bei Frensch Lighting läuft aber längst nicht alles nur auf Knopfdruck. Produktionshelferin Manuela Ravens montiert etwa kleine Kabel per Hand. „Wenn wir von einem Produkt oder Einzelteil nur eine geringe Stückzahl benötigen, dann brauchen wir dafür nicht extra ein aufwendiges Programm zu entwickeln“, sagt Achim Frensch. Er geht weiter, deutet auf einen rechteckigen Kasten mit Stufen. „Das ist ein Produkt, das in Bussen zum Einsatz kommt“, erklärt Achim Frensch. Er schließt es an: Im Wech-sel leuchtet das Objekt in grüner und dann in roter Farbe. Steuert ein Busfahrer nachts eine Haltestelle an, wissen die Passagiere dank des Farbsignals, ob sie hinten einsteigen können oder nicht. „So etwas bekommen die Kunden nur bei uns“, betont Frensch.
Der Rundgang endet in einer Lagerhalle. Dort erkennt ein Besucher sofort, welches Hobby Achim Frensch hat. Das acht Meter lange Segelboot „Albatros“ ist nicht zu übersehen. „Am Wochenende bin ich oft in den Niederlanden auf dem Wasser unterwegs“, sagt Achim Frensch. Das Problem mit schlechter Sicht bei Dunkelheit hat er nicht. Er weiß ja, welche Beleuchtung für ein Segelboot gut ist.