And the OSCAR goes to ...

Madeira gilt als die beliebteste Insel der Welt. Warum das so ist? Unsere glücklichen Gewinner können sich selbst auf Spurensuche begeben.

Es ist eine Krux: Da steht man mitten im tiefsten Winter vor dem Kleiderschrank und weiß nicht, was man anziehen soll – das leichte Sommerkleid oder doch lieber die kurze Hose? Draußen strahlt die Sonne, Delfine tollen im Meer herum, Blumenduft liegt in der Luft. Auf Madeira ist schließlich das ganze Jahr über Frühling, selbst von Oktober bis März liegt die Durchschnittstemperatur bei etwa 20 Grad. Das mag einer der Gründe dafür sein, warum die portugiesische Blumeninsel bei den World Travel Awards immer wieder zur beliebtesten Insel der Welt gewählt wird – und sich damit gegen Urlaubsparadiese wie Bora Bora, Hawaii oder die Malediven durchsetzt. Ein Grund von vielen.

Den Oscar der Tourismusindustrie hat Madeira längst in der Tasche, zusätzlich gilt die Insel im Atlantik gerade als echtes Trendziel. Denn auf Portugals Außenposten tut sich was: Die einstige „Rentnerinsel“ veranstaltet Festivals mit unbeschwerter Leichtigkeit, innovative Restaurants machen von sich reden, Szeneclubs und lokale Designerboutiquen buhlen um junge Touristen.

Das Herz der Veränderung schlägt in Funchal. Im Dunstkreis der Hauptstadt finden sich immer mehr lässige Vier-Sterne- Hotels, eins stylisher als das andere. Das Alto Lido zum Beispiel verfügt nicht nur über ein Spa, sondern auch über einen Außenpool – in der dritten Etage! Modernes Design, helle Farben, klare Linien und dazu ein umwerfender Ausblick über den Atlantik: Da fühlt man den Einfluss der kosmopolitischen Stadt.

„Klein-Lissabon“ wurde Funchal wegen seiner schmalen Gassen voller historischer Bauten früher gerne genannt. Heute begeistert die Altstadt auch mit bunter Streetart und modernen Museen. Ein echter Hingucker ist das Kunstprojekt „The art of open doors“: Mit farbenfrohen Motiven auf den Haustüren der Rua de Santa Maria haben zahlreiche Künstler die älteste Straße der Stadt in eine Open-Air-Galerie samt Cafés und Restaurants verwandelt. Noch mehr zeitgenössische portugiesische Kunst gibt es im Museu de Arte Contemporânea, das hinter den knallgelben Mauern der Festung São Tiago – einst Bollwerk gegen Piraten – untergebracht ist.

Weiter zurück in die Geschichte geht das interaktive Madeira Story Centre, übrigens ein toller Auftakt für eine Erkundungstour durchs Bergdorf Monte. Das Museum liegt nämlich direkt gegenüber der Seilbahn, die einen Höhenunterschied von mehr als 500 Metern überwindet und dabei spektakuläre Blicke auf die Bucht von Funchal bietet, auf die Steilhänge mit den weißen Häusern und blühenden Gärten, auf den Hafen mit seinen Kreuzfahrtgiganten.

In Monte angekommen, stolpert man fast automatisch in den Tropischen Garten: Auf der Blumeninsel ist der Besuch natürlich ein Muss. Orchideen und Hortensien blühen hier auf einer Fläche so groß wie zehn Fußballfelder mit anderen Exoten um die Wette, tolle Fotomotive sind aber auch die Azulejos,die schönen portugiesischen Keramikfliesen. Von hier geht es entweder weiter zu noch mehr duftender Pracht in den Botanischen Garten oder zur Wallfahrtskirche, wo die berühmten Korbschlitten ihre rasante Fahrt runter ins Tal starten.

Um die Nerven danach wieder zu beruhigen, bietet sich ein Besuch in einer der vielen Madeirawein-Kellereien an. Aber auch ein Spaziergang durch die kopfsteingepflasterten Straßen der Altstadt ist Balsam für die Seele. Die Flaniermeile Avenida Arriaga führt an allerlei Historie und Gastronomie vorbei zur Kathedrale. Einen wahren Sinnesrausch entfacht dagegen die große Markthalle. In dem bunten Mikrokosmos findet man alles, was für die Insel typisch ist: Drei Etagen voller Blumen, Mangos, Papayas und Bananen, fangfrischem Thunfisch und Oktopus duften, leuchten, verführen.

Wem der Sinn eher nach Meer steht, der kann an der Uferpromenade Avenida do Mar den Blick auf den Hafen genießen oder vom Praça do Povo ein Boot zur Wal- und Delfinbeobachtung besteigen. Nur für ein Bad im Atlantik braucht man im Winter ein etwas dickeres Fell. Aber Madeira ist ohnehin kein Ziel für den klassischen Strandurlaub; zu viele Abenteuer, zu viele Naturschönheiten warten an den dramatischen Steilküsten, in den wilden Schluchten und grünen Bergen. Funchal ist dafür der perfekte Ausgangspunkt, länger als eine Stunde braucht man kaum irgendwohin – ob zum Cabo Girao, Europas höchster Steilklippe mit spektakulärem Glasboden-Skywalk, ins bunte Fischerdorf Camara de Lobos im Süden, über Serpentinen und durch enge Tunnel ins malerische Nonnental im Inselinneren oder hinauf in den Norden zu den strohgedeckten Häusern im hübschen Santana und in den herrlich unberührten Laurissilva-Wald. Am besten entdeckt man die Insel sowieso im Schritttempo entlang der Levadas. Das riesige Netz aus alten Wasserkanälen, die Wanderer überall finden können, führt durch Höhlen und Wälder und – wie sollte es auf der Blumeninsel auch anders sein – durch ein knallbuntes Paradies aus weißen Hyazinthen, roten Christsternen und Papageienblumen.

Und wenn die ein oder andere Pflanze mal gerade nicht blüht, dann bringen Madeiras Feste ordentlich Farbe in den Urlaub. Von den funkelnden Weihnachtslichtern über das beeindruckende Silvesterfeuerwerk bis zum spektakulären Karneval reicht die Palette in der vermeintlich kalten Jahreszeit. Nur mit winterlich grauem Himmel, damit kann Madeira nun wirklich nicht dienen.