Griechenlands grüner Geheimtipp
Ein zarter Duft von Salbei und Thymian in der Nase, das entfernte Zirpen tausender Grillen im Ohr, warm-weicher Sand unter den Fußsohlen: So fühlt sich Urlaub in Griechenland an. Neben dem Festland stehen dafür gut hundert erschlossene Inseln zur Verfügung – eine schöner als die andere. Das eigene kleine Paradies zu finden ist also gar nicht so leicht, erst recht nicht, wenn es so schön abgeschieden liegt wie die Insel Thassos.
Für Griechenlands nördlichste der bewohnten Ägäischen Inseln gilt schon bei der Anreise: Der Weg ist das Ziel! Denn auf Thassos gibt es keinen Flughafen, stattdessen geht es vom griechischen Festland per Fähre hinüber auf das Eiland. Und so kreisen Möwen um das Schiff, das tiefblaue Meer schäumt im Wind, am Horizont zeichnen sich zart die Berge ab, während man gemächlich einem Urlaub weit abseits der Massen entgegenschippert.
Pure Gemütlichkeit
Thassos hat genau eine Ampel, eine Hauptstraße, die zur Umrundung der Insel einlädt, und eine Hauptstadt mit gerade einmal 3.000 Einwohnern. Hier in Limenas landet die Fähre inmitten purer Gemütlichkeit: Bunte Boote schaukeln im Hafenbecken, im Schatten der Tavernen kommen frischer Fisch und kalter Ouzo auf den Tisch und im 2.500 Jahre alten Amphitheater sind noch heute Aufführungen vor der imposanten Meereskulisse zu sehen. So stimmt die Hafenstadt mit ihrer langen Uferfront und den antiken Ruinen perfekt ein auf die Relax-Insel mit Geheimtipp-Charakter.
Weitläufige Olivenhaine, dichte Kiefern- und Pinienwälder auf der einen Seite, das glasklare Ägäische Meer und ein gemäßigtes mediterranes Klima auf der anderen Seite machen Thassos zum echten Wander- und Badeparadies. Die Natur wird nicht von großen Hotelanlagen gestört, stattdessen gibt es charmante Unterkünfte wie das Viersternhotel Inspira Boutique in Skala Prinos. Das kleine renovierte Adults-only-Haus im Nordwesten der Insel verfügt über nur 20 Zimmer und ist eine wahre Oase der Ruhe. Wunderschöne Sandstrände, für ihre Wasserqualität teils ausgezeichnet mit der Blauen Flagge, laden hier zum entspannten Nichtstun ein, im großen Kiefernwald verstecken sich gemütliche Tavernen, während man am geschäftigen Hafen des kleinen Ortes beobachten kann, wie der berühmte Marmor von Thassos in alle Welt verschifft wird.
Tatsächlich soll das Gestein der Grund dafür sein, dass das Meer rings um die Insel in so herrlichen Farben schimmert. Am besten genießen lässt sich der Exportschlager, der schon in der Antike für Tempel und Statuen verwendet wurde, jedenfalls am Marble Beach. Der sogenannte Marmorstrand, nur wenige Kilometer von der Inselhauptstadt entfernt, ist berühmt für seinen Kontrast aus erfrischendem Türkis und reinweißen Marmorkieseln, die aus dem nahegelegenen Steinbruch stammen.
Weitere Strände warten
So ohne weiteres darf die Bucht aber nicht zum schönsten Fleck der Insel gekürt werden – schon die Namen der Konkurrenz sprechen für sich: Ebenfalls im Nordosten gelegen ist der rund vier Kilometer lange Golden Beach, einer der längsten und bekanntesten Strände der Insel mit feinem, weißem Sand und kristallklarem Wasser in satten Variationen aus Türkis und Blau. Der samtweiche, flach abfallende Paradise Beach im Südosten – übrigens mit FKK-Bereich – ist besonders malerisch von grünen Hügeln eingerahmt und der Tripiti Beach im Südwesten punktet mit einem natürlichen Wasserbecken in einer kleinen Höhle, aus dem man ins offene Meer schwimmen kann.
Wer trotzdem irgendwann genug von einsamen Buchten und weitläufigen Familienstränden von Weiß und Blau hat, der schnürt auf Thassos am besten die Wanderschuhe. Tatsächlich gilt die Insel mit ihrer üppigen Vegetation als grünste des Landes. Zahlreiche Wanderwege führen in Küstennähe durch mediterrane Fischerorte oder im gebirgigen Landesinnern durch schattige Wälder hinauf bis auf den Ipsarion, mit rund 1.200 Metern der höchste Berg der Insel.
Unterwegs gibt es authentische Bergdörfer wie Panagia oder Kastro zu entdecken, wo das traditionelle Inselleben zwischen engen Gassen und alten Bruchsteinhäusern seinen gemächlichen Gang geht – bei der Herstellung von Olivenöl, beim Räuchern des fangfrischen Fisches oder in der Agios-Athanasios- Kirche, dem ältesten Gotteshaus der Insel. Und in den kleinen Tavernen werden der minzige Bergtee und das hausgemachte, deftige Giouvetsi, ein griechisches Sonntagsessen aus Schmorfleisch und Nudeln, zum unschlagbaren Blick in die Ferne serviert.
Wer mit dem Mietwagen unterwegs ist, kann auch noch das Kloster Archangelou besuchen, eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten im Süden der Insel. Das Kloster des Erzengels Michael, wie die Anlage auch genannt wird, thront majestätisch auf einem Felsen, weit sichtbar blitzen die Kuppeln und Dächer zwischen den Bäumen hervor. Das ist nicht nur hübsch anzusehen, tatsächlich bewahren die Sandsteinmauern auch einen der Nägel, mit denen Jesus ans Kreuz geschlagen worden sein soll. Und dann gibt es noch die phänomenale Aussicht auf den Ozean und zum Abschied ein Versprechen: So schön, wie die Anreise war, geht es am Ende auch wieder nach Hause.
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