Das Geschäfts-Prinzip
Dr. Sabine Begall (48) forscht an der Uni Duisburg-Essen. Für gewöhnlich beschäftigt sich die gebürtige Duisburgerin mit Graumullen. Doch 2013 hatte die Zoologin mit einem internationalen Forscherteam herausgefunden, dass Hunde sich an der Nord-Süd-Achse des Erdmagnetfelds orientieren, wenn sie ihr Geschäft verrichten. Ihre Studie wurde millionenfach heruntergeladen.
Wie kommt man auf die Idee, so etwas zu erforschen?
Wir wussten, dass Graumulle das Erdmagnetfeld spüren können. Das wollten wir weiter untersuchen. Doch die Tiere sind schwierig zu beschaffen. Früher haben wir sie bei Expeditionen gefangen. Aber das ist teuer und aufwändig. Deswegen haben wir uns nach anderen Säugetieren umgeschaut.
Dann kamen Sie auf Hunde?
Nein, zuerst haben wir uns Kühe, Rehe und Hirsche angesehen. Dazu haben wir Satellitenbilder mit Google Maps ausgewertet. Auf Feldern, Wiesen, Lichtungen und in Wäldern haben wir 8.000 Tiere gefunden – und übermäßig oft standen sie in NordSüd-Richtung.
Das wollten Sie dann weiter untersuchen?
Genau, mit Hunden. Wir haben Studenten mit 70 verschiedenen Hunden und einem Kompass losgeschickt. 7.000 Mal haben sie dabei zugesehen, wie die Hunde ihr Geschäft verrichten. Zuerst waren wir von den gesammelten Daten enttäuscht. Aber dann haben wir gemerkt, dass Sonnenstürme, die das Erdmagnetfeld verändern, auch Auswirkungen darauf haben, wie Hunde ihren Haufen machen. Und als wir das berücksichtigt hatten, war die Sache ganz klar.
Ist es für Sie als Forscherin nicht schwierig, jetzt immer direkt mit dieser einen Studie in Verbindung gebracht zu werden?
Da habe ich mich mit abgefunden. Ich habe mich auch sehr gefreut, als wir für die Studie an der Harvard-Universität den Ig-Nobelpreis bekommen haben – das ist sozusagen das satirische Gegenstück zum echten Nobelpreis. Das Motto: „Erst lachen, dann nachdenken“. Früher war es den Forschern peinlich, wenn sie diesen Preis erhielten. Inzwischen reißen sie sich aber darum.
Eins noch: Was hat die Welt eigentlich von Ihrer Forschung?
Schwierig zu sagen. Wir machen Grundlagenforschung. Und in den vergangenen Jahrhunderten hat sich oft gezeigt, dass Grundlagenforschung zu angewandter Forschung wird. Momentan untersuchen wir, ob Graumulle anhand des Erdmagnetfelds erkennen, ob es Tag oder Nacht ist. Das könnte zum Beispiel für die Schlafforschung genutzt werden.