Gemeinsam für eine smarte Stadt
Duisburg will Smart City werden. Was bedeutet das überhaupt?
Martin Murrack: Die Digitalisierung zieht sich durch alle Lebensbereiche und sie ist dann gut, wenn sie das Leben von uns allen erleichtert. Aber die Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Sie muss ein Angebot an alle Bürgerinnen und Bürger sein, aber keine Pflicht. Auch in Zukunft wird es einen menschlichen Ansprechpartner für diejenigen geben, die ihn nach wie vor in Anspruch nehmen wollen. Wir müssen Sorgen und Befürchtungen der Menschen ernst nehmen, wenn es zum Beispiel um Fragen des Datenschutzes oder der Überwachung geht.
Warum braucht Duisburg einen Dezernenten für das Thema Digitalisierung?
Martin Murrack: Die Bürgerinnen und Bürger in Duisburg haben großes Interesse an allen Fragen und Projekten rund um die Digitalisierung. Viele Menschen in unserer Stadt haben gute Ideen und wollen sich einbringen. In Workshops wollen wir die besten dieser Ideen herausarbeiten und umsetzen. Das Thema hat also in Duisburg eine besondere Bedeutung, und der soll mit einem direkten Ansprechpartner Rechnung getragen werden. Wir glauben, dass die Digitalisierung die größte Herausforderung der nächsten Jahre und Jahrzehnte sein wird. Dafür wollen wir gut aufgestellt sein. Schon heute arbeiten viele Menschen und Unternehmen in Duisburg sehr gut zusammen. Gemeinsam mit den Bürgern, dem DVV-Konzern, der Universität und der Wirtschaft entwickeln wir schon jetzt spannende und zukunftsweisende Projekte.
Was haben die Kunden der Stadtwerke davon?
Andreas Gutschek: Ich kann Martin Murrack nur zustimmen, die Digitalisierung findet in allen Lebensbereichen statt und damit natürlich auch im täglichen Leben unserer Kunden. Darauf müssen wir reagieren und unseren Kunden die Lösungen und Produkte anbieten, die sie brauchen und die ihnen helfen. Das kann und wird ein digitaler, schneller Kundenservice sein, aber natürlich können es auch ganz neue, innovative Produkte sein.
„Digitalisierung soll den Menschen unterstützen und nicht umgekehrt.“
Stichworte wie Smart Home oder Connected Building haben viele schon einmal gehört. Die Technologie muss aber für die Menschen erlebbar und mit sinnvollen Dienstleistungen ergänzt werden. Wenn ich zu Hause eine digitale Sicherheitsanlage installiere, die ich über mein Smartphone steuern und überprüfen kann, ist eine Objektüberwachung durch eine Security-Firma vielleicht eine sinnvolle Ergänzung, wenn ich im Urlaub bin. Produkte und Dienstleistungen, die wir anbieten, müssen modular sein, damit sich jeder seine individuellen Pakete nach seinen ganz persönlichen Vorstellungen und Bedürfnissen zusammenstellen kann. Im Blick behalten sollten wir dabei aber immer: Die Digitalisierung soll den Menschen unterstützen, nicht umgekehrt. Der Kundenwunsch muss im Zentrum stehen.
Herr Vunic, der DVV-Konzern mit seinen Tochtergesellschaften wie den Stadtwerken, der DVG und den Netzen Duisburg sorgt für große Teile der Daseinsvorsorge. Aber wie macht man eine Stadt zur Smart City?
Marcus Vunic: Wir müssen zunächst einmal die Infrastruktur Duisburgs smart machen. Als Partner der Stadt stehen wir genau dafür als DVV-Konzern. Dafür arbeiten wir jeden Tag. Wir wollen eine leistungsfähige und verlässliche Infrastruktur in allen Bereichen der Versorgung von der Strom-, Wasser- und Wärmeversorgung über die Telekommunikation und den öffentlichen Personennahverkehr bis hin zu Service-Dienstleistungen bereitstellen und sie Schritt für Schritt digitaler und besser machen.
Gemeinsam mit der Stadt und weiteren Partnern wollen wir Duisburg aktiv mitgestalten. Mit unserer Tochtergesellschaft DCC, der Duisburg CityCom, treiben wir den Ausbau von Glasfasertechnik voran, um den flächendeckenden Ausbau von Highspeed- Internet zu realisieren. Für Unternehmen, aber auch für Privatleute bieten wir die enorme Leistung unserer eigenen Rechenzentren hier vor Ort für Daten- und Telefonie- Dienste an. Und das alles selbstverständlich auf der Grundlage deutscher Gesetze und Datenschutzverordnungen, die allen Kunden höchste Rechtssicherheit garantieren.
Viel Arbeit für Duisburg und den DVV-Konzern. Wie lange dauert es, bis Duisburg smart ist?
Marcus Vunic: Man muss sich deutlich machen, dass die Digitalisierung ein fortlaufender Prozess ist. Auch digitale Produkte entwickeln sich stetig weiter. Da wird es keinen abgeschlossenen Zustand geben. Aber genau das macht es auch so spannend. Es kann also keinen festen Zeitplan geben, aber wir werden schrittweise Neuerungen, Innovationen und Verbesserungen präsentieren. Erste Projekte werden bereits umgesetzt: Wir bieten neue Software- Lösungen im Bereich sogenannter Cloud Services an, Indoor-Navigationen ermöglichen uns schon heute beispielsweise Museumsbesuche digital, erlebbar zu machen, indem man von jedem Ort einen virtuellen Rundgang durch die Ausstellung machen kann. Und natürlich haben wir große Visionen, auf die wir hinarbeiten. Wäre es nicht eine wunderbare Verbesserung im Alltag, wenn es nur eine einzige digitale Plattform gäbe, auf der ich alle Dinge des täglichen Bedarfs in Duisburg organisieren könnte? Vom Termin bei den Behörden über den Fahrscheinkauf bei der DVG, die Überprüfung des Stromtarifs bei den Stadtwerken bis zu den besten Tipps für die Freizeitgestaltung. Ich bin mir sicher, dass viele Menschen sich für ein solches Angebot begeistern ließen.
„Man muss sich deutlich machen, dass die Digitalisierung ein fortlaufender Prozess ist.“
Welche Rolle spielen die Stadtwerke auf diesem Weg?
Andreas Gutschek: Smarte Infrastruktur in der Versorgung bauen wir schon heute sukzessive auf. Parallel stellen wir unsere Erzeugung immer nachhaltiger auf, um ressourcenschonend zu arbeiten. Sensortechnik hilft uns bei der Steuerung und Überwachung aller wichtigen Versorgungseinrichtungen. Das sind Investitionen, die sich auf lange Sicht für uns und unsere Kunden auszahlen, da sie die Versorgung noch sicherer machen. Bei neuen Produktentwicklungen müssen wir nah am Kunden sein. Aber wir müssen auch den Mut haben, neue Sachen auszuprobieren und unsere Kunden dafür begeistern können. Wir sind im Wettbewerb in einem umkämpften Markt. Unser Ziel ist es aber, dass die Duisburger alle Angebote, die sie wünschen, auch aus Duisburg bekommen können.
Von wem können wir in Duisburg und Deutschland bei der Digitalisierung lernen?
Martin Murrack: Man muss zugeben, dass wir in Deutschland noch aufholen müssen. Skandinavien und die Niederlande sind zum Beispiel im Bereich der digitalen Verwaltungschon weiter als wir. Aber durch unsere Kooperation mit weltweit agierenden Technologie- Partnern holen wir schnell auf, lernen, entwickeln und verbessern uns täglich.
Wo steht Duisburg im Vergleich zu anderen deutschen Städten?
Martin Murrack: Wir haben hier in Duisburg sehr gute Voraussetzungen und nehmen gerade richtig Fahrt auf. Das wird auch dadurch deutlich, dass viele andere Kommunen auf uns schauen und von uns lernen wollen. Wir müssen uns also nicht verstecken.
„Wir müssen uns also nicht verstecken.“
Wird die Digitalisierung auch die Arbeitswelt verändern, zum Beispiel im DVV-Konzern?
Marcus Vunic: Der Digitalisierung darf sich keine Branche verschließen und natürlich verändert sie auch Arbeitsabläufe. Aber auch mit vielen Vorteilen für uns alle. Die Digitalisierung ermöglicht vielen Menschen das Arbeiten von jedem Ort aus, mobile Arbeitswelten entstehen zu Hause oder unterwegs. Das bedeutet große Flexibilität für Arbeitnehmer und erspart sicher auch Wege. Auch Geschäftsfelder von Unternehmen werden sich anpassen. Bestehende Strukturen werden digitaler, effizienter und damit auch besser. Für uns gilt aber immer: Die Menschen in Duisburg müssen sich auf den DVVKonzern und seine Leistungen verlassen können.
Was sind die größten Herausforderungen auf dem Weg zu einer Smart City?
Martin Murrack: Wir müssen es schaffen, die Menschen auf diesem Weg mitzunehmen. Ich kann verstehen, wenn das Thema einigen auch Sorgen bereitet. Das müssen wir ernst nehmen und diesen Vorbehalten mit Erklärungen, Erfolgsgeschichten und Transparenz begegnen. Es muss darum gehen, Verbesserungen für alle zu erreichen. Erfolgreich sein können wir nur, wenn die Duisburgerinnen und Duisburger den Weg der Digitalisierung mitgehen und ihn mitgestalten wollen.
Sie alle haben viele Ideen und große Visionen für das smarte Duisburg. Für was hätten Sie ganz persönlich gerne eine digitale Unterstützung?
Martin Murrack: Ich fände es toll, wenn mich mein Auto in naher Zukunft sicher nach Hause oder in den Urlaub fährt und ich mich unterdessen mit etwas anderem beschäftigen kann.
Marcus Vunic: Ich finde es wichtig, dass die Digitalisierung auch ältere Menschen dabei unterstützt, ihren Alltag so lange wie möglich eigenständig und selbstbestimmt zu gestalten. Zum Beispiel durch digitale Unterstützung im Alltag und in der Pflege und medizinischen Versorgung.
Andreas Gutschek: Ich nutze schon heute Smart-Home-Produkte wie die Steuerung meiner Heizungsanlage, aber auch zur Sicherheitsunterstützung zu Hause. Steuern kann ich das bequem über mein Smartphone. Solche Möglichkeiten wünsche ich mir auch für andere Lebensbereiche.
Über das Stadtwerke-WLAN loggen sich Nutzer über 100.000 Mal im Monat an vielen zentralen Plätzen in Duisburg unkompliziert und kostenlos in das Netzwerk ein. Auch im Straßenverkehrsamt und in allen Bürgerservice-Stationen und Bezirksämtern ist das beliebte Netz verfügbar, das nach und nach weiter ausgebaut wird. Das Datenvolumen, das dabei monatlich übertragen wird, liegt deutlich über fünf Terabyte.
Standorte
- Zoo Duisburg
- Bahnhofsvorplatte
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- Fernbusbahnhof
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- Straßenverkehrsamt DU