Hinter der Bühne haben sich die Kinder einiges abgeschaut
Wie haben Sie beide Flic Flac erlebt, als Sie noch Kinder waren?
Larissa Kastein: Wir sind praktisch als Zirkusartisten auf die Welt gekommen. Ich stand bereits als Sechsjährige zum ersten Mal auf der Bühne, meine Schwester hatte im Alter von elf Jahren ihren ersten Auftritt. Wenn die Schule aus war, ging es sofort zum Training. Und dann kamen abends und an den Wochenenden die Shows dazu. So sah unser Alltag aus. Es war eine schöne Kindheit. Wir haben mit dem Zirkus ganz Deutschland kennengelernt. Ein Leben nur an einem Ort hätte ich langweilig gefunden
Jetzt haben Sie beide selber kleine Töchter, und in diesem Jahr kam noch ein Sohn zur Welt. Wie nehmen die Kinder den Zirkus wahr?
Tatjana Kastein: Für unsere Kinder bedeutet Flic Flac zunächst sehr viel Spaß – gerade für unsere beiden Mädels. Sie sind nach den Auftritten oft mit hinter die Bühne gekommen und haben sich bei den Artisten kleine Kunststücke abgeschaut. Erst haben Fiona und Isabella laufen gelernt, dann auch schon bald einen Spagat sowie die Rolle vorwärts und rückwärts. Das haben sie sich selbstständig beigebracht.
Wie haben Sie reagiert, als Ihre Töchter die Kunststücke gezeigt haben?
Larissa: Für uns war das zunächst nichts Besonderes. Doch mittlerweile haben wir den Vergleich zu gleichaltrigen Kindern. Denen fällt es oft schwer, auf einem Bein zu stehen. Wir haben dadurch erkannt, wie weit unsere Töchter im Kindergartenalter schon sind.
Klingt so, als stünde die nächste Generation schon parat.
Tatjana: Natürlich fiel bei meiner Tochter schon der Satz „Mama, ich möchte später Akrobatin werden“. Die hat ja mitbekommen, was für eine Freude es ist, auf der Bühne zu stehen und Applaus zu bekommen. Aber bis wir uns damit intensiver beschäftigen, vergeht noch viel Zeit.
Würden es Ihnen leichtfallen, zu akzeptieren, wenn Ihre Töchter das Interesse am Zirkus verlieren würden?
Larissa: Bei allem, was sie später machen will, werde ich meine Tochter unterstützen. Ob sie jetzt als Musikerin, als Ärztin oder eben als Artistin ihr Geld verdienen möchte, spielt für mich keine Rolle. Selbstverständlich ist das Zirkusleben wunderschön. Als gute Artistin verdient man gut, tritt in tollen Shows auf, lernt wunderbare Leute kennen und kommt viel herum. Aber nach ganz oben schaffen es nur die wenigsten.
Tatjana: Wenn meine Tochter die Wahl zwischen einem Studium und einer Karriere als Artistin hätte, würde ich ihr eher zum Studium raten. Wir wissen, wie hart unser Geschäft sein kann. Es gibt immer das Risiko, sich zu verletzen. Und gerade von der Pandemie war unsere Branche auch stark betroffen. Da kann ein Studium schon für mehr Sicherheit sorgen. Aber solche Fragen sind noch sehr weit weg. Meine Tochter wird jetzt erst mal im kommenden Jahr eingeschult, Larissas Tochter dann 2023.
Mit dem Lernen von Fremdsprachen dürften die beiden wenig Probleme haben.
Larissa: Das ist natürlich ein Vorteil, wenn Kinder in so einem internationalen Unternehmen aufwachsen. Neben Deutsch spricht meine Tochter noch Slowenisch, weil ihr Vater dort herkommt. Ähnlich ist es bei meiner Nichte. Die beherrscht neben Deutsch auch Tschechisch. Wir leben mit Menschen aus vielen verschiedenen Nationen zusammen. Wenn unsere Töchter mit russischen Kindern spielen, schnappen sie ein paar Wörter auf und umgekehrt. Und da Englisch die Zirkussprache ist, verstehen die beiden auch schon ein paar Sätze.
Sprechen wir noch über Sie als Mütter. Wie bekommen Sie die Familie und den Beruf miteinander vereinbart?
Larissa: Das funktioniert sehr gut. Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir Zirkus als das große Ganze wahrnehmen. Wir leben hier, wir arbeiten hier, wir gehen hier unserer Leidenschaft nach. Und unsere Kinder sind immer dabei. Wenn wir jemanden brauchen, der aufpasst, brauchen wir nicht lange zu suchen. Das ist der Vorteil am Zirkus. Er ist eine große Familie, in der man füreinander da ist.
Tatjana: Wir sind genauso groß geworden. Unsere Eltern haben im Zirkus permanent gearbeitet, aber uns kam das gar nicht vor wie Arbeit. Wir konnten immer ins Büro gehen, wussten aber, wann wir leise sein müssen. So ist es bei unseren Kindern auch. Wir mussten ihnen nicht großartig erklären, welche Regeln es gibt. Dafür haben unsere beiden Töchter schon ein gutes Gespür.