Im Großmarkt des Zoos
Richard Luhmer schiebt die Metalltür zur Seite und betritt einen Kühlraum. Dann nimmt sich der 42-Jährige vier Birnen aus einem Regal. Die Früchte legt er in eine grüne Kiste, packt dann eine Ananas und zwei Melonen dazu. Luhmer greift anschließend nach Weintrauben und mustert die Beeren. „Die sehen einwandfrei aus“, sagt er und packt eine Schale in die Kiste.
Frisches Obst und knackiges Gemüse
Luhmer ist Revierleiter im Futterhof des Zoo Duisburg und stellt gerade eine Futterration für die Brillenbären zusammen. Nach und nach landen in seiner Kiste zwei Orangen, vier Birnen, zwei Papayas, zwei Mangos, vier Kakis, vier Pflaumen, vier Pfirsiche, zwei Schalen Erdbeeren, zwei Kokosnüsse, zwei Chicorée, zwei Granatäpfel, vier Tomaten, vier Salatherzen und zwei Köpfe Eisbergsalat.
Täglich fährt er solch eine gepackte Kiste mit frischem Obst und knackigem Gemüse vom Futterhof zum Gehege. Zudem erhalten Huanca und Pablo noch ihr tägliches Bärenfrühstück, bestehend aus sechs Äpfeln, sechs Kartoffeln und zwölf Möhren. Den Bedarf aller Zootiere können die Mitarbeiter des Futterhofs von Packlisten ablesen. Dort sehen sie zum Beispiel, dass die tägliche Lieferung fürs Tapirhaus unter anderem zehn Möhren, zwei Sellerie und sechs Rote Beete umfasst.
Luhmer schaut selten auf die Listen. „Die meisten Pläne habe ich im Kopf“, sagt der Revierleiter des Futterhofs. Luhmer begann 2014 in Duisburg. Damals waren die Bedingungen gänzlich anders. „Wir hatten nur ein kleines, dezentral angeordnetes Lager und wenig Platz“, sagt der gebürtige Bonner. Das Futter für die Tiere war teilweise Frost und Hitze ausgesetzt. Dank finanzieller Mittel des Kommunalinvestitionsförderungsgesetzes (KIDU) und der enormen Unterstützung bei der Fördermittelgewinnung durch die Stadt Duisburg ist auf dem Gelände des Wirtschaftshofs deshalb ein Ersatzneubau entstanden. Nach 18 Monaten Bauzeit feierte der Zoo im Jahr 2022 die Eröffnung.
„Wir wollen, dass unsere Tiere gesund sind, und verfüttern daher nur sehr hohe Qualität.“
Futter in Lebensmittelqualität
Das Team vom Futterhof war an der Planung beteiligt und ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Wir sind in Duisburg auf dem Gebiet der Futterlogistik nun super aufgestellt“, sagt er. So gibt es neuerdings neun Kühlräume – der Bedarf an Lagerfläche ist groß. Schließlich bekommen alleine die drei Seekühe insgesamt 17 Kisten Salat und drei Kisten Kohl, und das täglich. „Wir sind eine Art Großmarkt innerhalb des Zoos“, erklärt Luhmer. Der Revierleiter hat dabei einen hohen Anspruch an das Futter für die Tiere – es hat alles Lebensmittelqualität. „Wir wollen, dass unsere Tiere gesund sind, und verfüttern daher nur sehr hohe Qualität.“
Das gilt für Obst, Gemüse und Co. sowie auch für Fleisch. Einmal pro Woche fährt ein Kühltransporter vor, um ein ganzes Rind in vier Vierteln anzuliefern. Ein ausgeklügeltes System aus Rohrbahnen an der Decke ermöglicht es, die großen Fleischstücke direkt vom Fahrzeug zum Kühlraum oder zum Tiefkühler zu befördern. Ein Teil der Ware landet aber direkt im Portionierraum. Hier steht Lars Wiesmann, Mitarbeiter des Futterhofs, gerade an einem Tisch und schneidet Fleischstücke für die Raubtiere zurecht.
„Den Zoo im Morgengrauen zu erleben, ist immer wieder faszinierend.“
Jedes Zootier hat seine eigenen Vorlieben – und dem trägt der Futterhof auch Rechnung. So ernähren sich die Bärenstummelaffen hauptsächlich von Laub. Im Sommer frisch geerntete Blätter machen die Mitarbeiter durch Schockfrosten länger haltbar. So bekommen die Affen auch im Winter ihre Nahrung.
Große Lagerhalle für Stroh und Heu
Luhmer verlässt das Gebäude und geht zu einem Radlader. Er setzt sich auf das Fahrzeug und steuert die benachbarte Heuscheune an. In der großen Leichtbauhalle ist Platz für den Halbjahresbedarf an Stroh und Heu. Der Förderverein des Zoos hat den Bau der im Frühjahr 2024 eröffneten Scheune mitfinanziert.
An seinem Ziel steht Luhmer vor einem Riesenturm aus Heuballen. Rund 350 Kilogramm wiegt so ein Großballen. „Das entspricht in etwa dem gemeinsamen Tagesbedarf unserer drei Elefantendamen“, erklärt Luhmer.
Kurz vor Feierabend packt er noch schnell ein paar Kisten. „Ich bereite schon alles für morgen vor“, sagt Luhmer. Um 6 Uhr beginnt sein Arbeitstag. Als Erstes liefert er dann das Futter aus. „Den Zoo im Morgengrauen zu erleben, ist immer wieder faszinierend“, schwärmt Luhmer. „Für mich ist es ein echtes Privileg, so einen Beruf zu haben.“