Stille Nacht, einsam wacht
Michael Corbeck ist der Captain beziehungsweise der Schichtleiter in der Querverbundleitstelle. So lautet nämlich seine offizielle Bezeichnung bei der Netze Duisburg GmbH, seinem Arbeitgeber. Beim Netzbetreiber der Stadtwerke Duisburg sorgt er mit seinem Team dafür, dass alles reibungslos funktioniert. Hier laufen die Fäden der Duisburger Energie- und Wassernetze zusammen. Strom, Gas, Fernwärme, Trinkwasser und die komplette Straßenbeleuchtung werden hier sieben Tage die Woche, rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr überwacht und gesteuert.
Der 48-jährige Duisburger ist Teil eines 19-köpfigen Teams in der Leitstelle. im Dreischichtbetrieb sitzen hier Experten 24 Stunden am Tag an einem Steuerpult, das aussieht wie eine kleinere Version des Mission Control Center der NASA im Film Apollo 13. Gemeinsam mit drei Kollegen in seiner Schicht stellt Corbeck sicher, dass alle Sparten reibungslos laufen und es nicht heißt: Duisburg, wir haben ein Problem. Das tun sie auch dann, wenn die anderen feiern. Auch an Heiligabend. Auch an Silvester. Dass er Heiligabend arbeiten wird, weiß Corbeck schon Anfang des Jahres, wenn der Dienstplan gemacht wird. Und auch für Weihnachten 2016 und 2017 können sich seine Kollegen und er jetzt schon ausrechnen, ob sie arbeiten müssen oder frei haben. Der Wechsel zwischen Früh-, Tag- und Nachtschicht geht nämlich immer im gleichen Turnus weiter. Michael Corbeck hat kein Problem damit, Weihnachten zu arbeiten. Familie und Freunde haben sich mit den Jahren auch daran gewöhnt und stellen sich darauf ein. Sein mittlerweile 15-jähriger Sohn hat schon früh lernen müssen, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Denn wenn der Papa Schicht hatte, musste die Bescherung entsprechend verschoben werden. Und je nach Schicht trifft sich die Familie dann eben zum gemeinsamen Frühstück anstatt zum opulenten Festtagsbraten.
Dezente Dekorierung
Doch so ein bisschen Weihnachtsstimmung muss auch in der Leitstelle sein. „Wir machen es uns schon gemütlich mit Stollen, Kaffee und selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen“, sagt Corbeck. Auf Weihnachtsbaum und Adventskranz mit echten Kerzen müssen die Männer von der Leitstelle aus brandschutztechnischen Gründen aber verzichten. Und auch eine überbordende Weihnachtsdekoration sucht man in der doch sehr technischen Atmosphäre der Leitstelle vergebens. Während der Feiertage sorgen die Männer in der Netzleitstelle dafür, dass bei den Duisburgern die Lichter nicht ausgehen, das Wasser fließt und der Weihnachtsbraten gar werden kann. Und auch die Beleuchtung des Duisburger Weihnachtsmarktes wird von hier aus ein- und ausgeschaltet.
Sollte es dennoch einmal einen Ausfall im Netz geben, dann kümmert sich Corbeck mit seinem Team um eine schnelle Fehlerbehebung und um die Wiederversorgung der Duisburger Haushalte. Dann kommen weitere Kollegen aus dem Service der Netze Duisburg zum Einsatz, die auch an den Feiertagen arbeiten oder sich in Ruf Bereitschaft befinden. Da muss man auch schon mal einen Kollegen aus der Bereitschaft direkt vom Weihnachtsessen oder von der Bescherung abrufen. „Das fällt mir dann schon etwas schwer, gerade an Weihnachten. obwohl ich weiß, dass der Kollege ja damit rechnen muss“, erklärt Corbeck.
Aber das ist bisher nur sehr selten vorgekommen. Von den meisten Vorfällen bekommen die Kunden sowieso nichts mit, und selbst größere Störungen sind in aller Regel innerhalb von wenigen Stunden behoben. Die ständig erforderlichen Prüf-, Inspektions- und Wartungstermine zur Kontrolle und Instandhaltung der Versorgungsnetze werden ebenfalls in der Leitstelle überwacht.
Gründe für eine Versorgungsunterbrechung können ein Wasserrohrbruch oder ein beschädigtes Stromkabel sein. Auslöser können mechanische Beschädigungen sein, zum Beispiel durch Bagger an Baustellen oder extreme Wetterlagen, die dann Straßen unterspülen. Aber auch kleineren Störungen wie Versorgungsunterbrechungen an den Netzanschlüssen in einzelnen Häusern gehen die Mitarbeiter der Leitstelle konsequent nach. Falls in Haushalten doch einmal für längere Zeit die Lichter ausgehen sollten, stehen insgesamt fünf mobile Notstromaggregate zur Verfügung. Das Herzstück eines dieser 18 Tonnen schweren Fahrzeuge ist das dieselbetriebene Stromaggregat. Dieses kleine, mobile Kraftwerk kann mit seiner elektrischen Leistung von 650 Kilovoltampere etwa 250 Haushalte versorgen. Eine Tankfüllung mit tausend Litern Diesel garantiert 15 Stunden Einsatzdauer.
Michael Corbeck wünscht sich jedenfalls für Weihnachten eine stille Nacht, denn dann funktioniert in den Duisburger Netzen alles reibungslos. Und so einsam, wie die Überschrift vermuten lässt ist er dann ja doch nicht.
Mit der Netze-Duisburg-App sind Sie schnell informiert, wenn es mal eine Unterbrechung im Versorgungsnetz wegen Wartungsarbeiten, Störungen oder Netzbaumaßnahmen geben sollte. Die Informationen werden übrigens direkt von der Querverbundleitstelle an die App weitergeleitet. Die Darstellung auf einer Karte gibt Ihnen einen schnellen Überblick, welche Straße(n) betroffen sind. Außerdem können Sie mit der App schnell und bequem eine Störung melden. Die Netze-Duisburg-App gibt es sowohl für das iPhone als auch für Android-Smartphones in den jeweiligen App-Stores.
Die Querverbundsleitstelle
Die Querverbundleitstelle wurde 2007 in Betrieb genommen. Davor wurden die einzelnen Versorgungsnetze in jeweils eigenen Leitstellen gesteuert und überwacht. In der mit modernster Technik ausgestatteten Querverbundleitstelle können nun alle Sparten zentral überwacht werden. Die dort verantwortlichen Mitarbeiter können zu jeder Zeit sehen, wie viel Strom gerade in den Duisburger Kraftwerken erzeugt wird und wie viel derzeit im Netz ist. Die Leistung der ins Stromnetz eingespeisten Strommenge muss dabei immer genauso groß sein wie die aktuelle Verbraucherlast im Netz.
Die Mitarbeiter sind auch mit den Lastprofilen vertraut, die anzeigen, welche Strommengen wann gebraucht werden. Diese ändern sich ständig, je nach Tageszeit, Wochentag oder Jahreszeit. So erreicht zum Beispiel der Stromverbrauch in den Duisburger Haushalten in den Wintermonaten die höchsten Werte des Jahres. Hier steigt der Stromverbrauch aller Duisburger Haushalte um rund 25 Prozent auf einen Tagesverbrauch von bis zu 6,75 Millionen Kilowattstunden (kWh) an. Zum einen ist die Weihnachtsbeleuchtung, die viele Häuser und Wohnungen festlich schmückt, für den Anstieg des Verbrauchs verantwortlich. Zum anderen werden in der dunklen Jahreszeit die Lampen früher eingeschaltet und brennen demnach länger.
Zum Vergleich: Im Sommer liegt der Durchschnittsverbrauch der Duisburger Haushalte bei rund 5,43 Millionen kWh pro Tag. Auch nachts wird logischerweise weniger Strom verbraucht, dafür umso mehr, wenn morgens um acht die Menschen mit ihrem Tagwerk beginnen und in den Betrieben die Produktion hochfährt oder der Büroalltag beginnt.