Festmahl im Foodtruck
In Weihnachten sehen wir das Fest, das uns Raum für Ruhe und besinnliche Momente schenkt. Familie und Freunde kommen zusammen, genießen die gemeinsame Zeit und natürlich gutes Essen. Der Genuss – gerade in kulinarischer Hinsicht – ist stark verankert in unserer Weihnachtskultur. Bei traditionellen Speisen wie Karpfen oder Gänsebraten klingeln bei vielen nicht umsonst im Kopf direkt die Weihnachtsglöckchen. Und was ist mit Würstchen und Kartoffelsalat? Das einfache Gericht tischen die Deutschen am Heiligabend statistisch erwiesen am häufigsten auf. Tradition hat auch das, festlich ist es nur bedingt. Das ist vielleicht auch der Grund, warum nach diesem Klassiker Geflügelgerichte wie Ente an Weihnachten in der Gaumengunst besonders hoch im Kurs stehen.
Was den Menschen schmeckt, damit beschäftigen sich Stefan Schmitz und Manfred Altgaßen schon allein aus beruflichen Gründen. Für KILOMETER 780 haben sich die beiden Profiköche getroffen, um das Stadtwerke-Feiertagsmenü zuzubereiten. Die Vorgabe: drei festliche Gänge, die zu jedem Anlass passen und auch einem Anfänger gelingen. Das Menü, das sich das Duo überlegt hat, besteht aus gebratenen Riesengarnelen mit Kürbis-Chutney (Vorspeise), Entenbrust an Orangen-Portweinsauce mit Maronen, Rosenkohl und Semmelknödeln (Hauptspeise) sowie Nougat-Mousse mit Feigen (Nachspeise).
Die Köche
Zwei Köche, die eine gemeinsame Vergangenheit verbindet, die aber unterschiedliche Wege eingeschlagen haben: Während Manfred Altgaßen seit mehr als 20 Jahren seine Gäste im Restaurant „im Eichwäldchen“ empfängt, ist Stefan Schmitz seit einem Jahr mit seinem „Foodies truck“ auf Tour.
Als erfahrener Küchenchef weiß Manfred Altgaßen (52), dass diejenigen, die im Wettbewerb zwischen den Gastronomen bestehen wollen, sich immer wieder neu erfinden müssen. So bietet er seinen Gästen regelmäßig Abwechslung und gibt sich dabei innovativ. Sein eigenes Bier etwa braut er im dritten Jahr selbst und lag damit goldrichtig. Denn: Der Craft-Beer-trend, der aus den USA nach Deutschland kam, hat sich längst zu einem Massenphänomen entwickelt. Und Altgaßen schenkte bereits sein eigenes Bier aus, als der Anglizismus für die alte Kunst des Bierbrauens noch nicht in aller Munde war.
Die Craft-Kultur, also das Von-Hand-anfertigen, mischt zurzeit den deutschen Biermarkt auf. als Manfred altgaßen Mitte der 1990er-Jahre „im Eichwäldchen“ startete, da setzte er auch direkt eine andere revolutionäre Idee um: „Damals waren wir die ersten, die hochwertige Weine auch einzeln im Glas ausgeschenkt haben“, sagt er. Üblich war, dass die Gäste ganze Flaschen kauften, was es durchaus schwierig machte, immer den passenden Wein zum Gericht zu reichen. Wer kauft auch schon bei einem Drei-Gänge-Menü drei verschiedene Flaschen Wein und trinkt sie dann noch aus? Das Problem, sich immer neu erfinden zu müssen, das kennt Stefan Schmitz (42) mit seinem Foodtruck nur bedingt: „Wenn es an einem Stellplatz nicht funktioniert“, sagt er, „dann kann ich immer einen neuen suchen.“ Den Kunden minderwertiges Essen aufzutischen, weil er viele von ihnen ohnehin nie wiedersieht, ist für den Koch aber keine Option.
Frische, ungeschälte Garnelen wirken abschreckend
im ersten Moment. Aber keine Angst: Sie zu schälen, das ist kein Hexenwerk. Zunächst hält man den Körper mit den Fingern fest. Durch eine halbe Drehbewegung entfernt man den Kopf. Dann kann man damit beginnen, rundherum die Schale von der Garnele abzulösen. Ist die Schale ab, folgt die Arbeit mit dem Messer. Die Garnelen schneidet man entlang des Rückens ein. Vorsicht: Nicht zu tief einschneiden. Ziel ist es nämlich, nur den dunklen Darm der
Meeresbewohner zu entfernen.
Zum Schluss wäscht man die Garnelen und tupft sie kurz trocken. Jetzt können sie zubereitet werden. „Wenn man sich nicht auskennt oder sich diesen Arbeitsschritt nicht
zutraut“, rät der Koch Stefan Schmitz, „dann kann man ruhig vorgeschälte Garnelen nehmen.“ Der Unterschied: Die ungeschälten sind etwas preiswerter, die geschälten etwas teurer. Schmecken tun beide Varianten.
Gebratene Riesengarnelen mit Kürbis-Ananas-Chutney und Sesam-Sojasauce
Zutaten:
12 Riesengarnelen (Größe 6/8er) 2 Knoblauchzehen
Oliven zum Braten 500 g Hokkaidokürbis
500 g Ananas 1 Chilischote
100 g Zwiebeln 2 Knoblauchzehen
150 ml Weißwein 100 g Zucker
3 Lorbeerblätter 10 Wacholderbeeren
1 Sternanis 50 ml Balsamicoessig hell
Salz, Pfeffer 50 ml dunkle Sojasauce
50 g Honig 30 g Sesam
Bei den Riesengarnelen von der Bauchseite aus die einzelnen Segmente des Panzers abpulen. Das letzte Schwanzstück vorsichtig herausziehen.
Mit einem Messer vorsichtig am Rücken einschneiden und den dunklen Darm entfernen. Unter fließendem Wasser abspülen und erst mal wieder kalt stellen.
Chutney:
Den Kürbis halbieren und mit einem Löffel die Kerne entfernen. In ca. ein Zentimeter breite Streifen schnei
den und dann in ein Zentimeter große Stücke schneiden. Die Ananas oben und unten bis zum Fruchtfleisch
abschneiden. Die Ananas aufrecht stellen und mit einem Messer die Schale runterschneiden, vierteln und den
Strunk entfernen. Jetzt das Fruchtfleisch in ein Zentimeter große Würfel schneiden. Die Zwiebel und den
Knoblauch schälen und fein würfeln. Etwas Oliven in einen Topf geben und die Zwiebel- und Knoblauchwürfel darin glasig anschwitzen. Anschließend den Zucker dazugeben und leicht karamellisieren lassen. Mit dem Essig ablöschen, die Kürbiswürfel hinzufügen und den Weißwein angießen. Die Chilischote der Länge nach aufschneiden, von den Kernen befreien, fein würfeln und dazugeben. Lorbeer, Wacholder und Sternanis ebenfalls in den Topf geben. Das Ganze so lange leicht köcheln lassen, bis der Kürbis weich ist, aber noch etwas Biss hat. Jetzt die Ananaswürfel zugeben und nochmals leicht köcheln lassen. Es sollte immer etwas Flüssigkeit drin sein, gegebenenfalls etwas Weißwein nachgießen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Sesam-Sojasauce:
Den Sesam in einer Pfanne ohne Öl goldgelb braten und mit dem Honig und der Sojasauce verrühren. Eine Pfanne bei mittlerer Hitze erhitzen, Oliven und Knoblauchzehen in die Pfanne geben, die Riesengarnelen dazugeben. Nicht zu viele Garnelen in die Pfanne geben, da sie ansonsten kochen und nicht braten. Nicht zu lange braten, ca. ein bis zwei Minuten von jeder Seite. Mit Meersalz und Pfeffer würzen. Das Chutney beispielsweise in der Mitte des Tellers anrichten, die Garnelen ringsherum verteilen und mit etwas Sesam-Sojasauce beträufeln. Eventuell mit frischem Koriander ausgarnieren.
Und auch wenn er seinen Gästen mit diversen taco-Varianten Fastfood aus dem Fenster seines Trucks reicht, hat sein Konzept nur wenig gemein mit dem Angebot von klassischen Imbissbuden oder Franchise-Ketten, die diesen Markt lange für sich alleine hatten.
„Bei mir muss alles frisch und selbstgemacht sein“, betont Schmitz. Das Pulled Pork etwa, das er verwendet – also bei niedrigen Temperaturen gegartes Schweinefleisch –, verbringt an die sechs Stunden im Ofen, bevor es fertig ist. Von Fastfood kann hier gewiss nicht die Rede sein, stattdessen bezeichnet Schmitz selbst sein Essen als Fusion Food. Dahinter steckt eine Küche, die Einflüsse aus unterschiedlichen Esskulturen miteinander kombiniert. Bei Stefan Schmitz kann das etwa die asiatische, die orientalische, mediterrane oder vegane Küche sein, die er in den mexikanischen Fladenbrot-taschen serviert. „Eigentlich habe ich nur eine Halterung für mein Essen gesucht“, erklärt Schmitz, warum seine Wahl vor einem Jahr auf tacos fiel. Es hätten auch Burger werden können, die Schmitz dann aber doch zu sehr gehypt wurden. Dass er experimentierfreudig ist, findet sich auch im Namen und Design seines Trucks wieder. Nirgendwo ist auch nur eine Anspielung auf tacos zu finden. „Das wollte ich offenlassen“, sagt er, „um immer die Wahl zu haben, was ich als Nächstes mache.“
Dass der Fernsehkoch Tim Mälzer einmal sagte, der beste Weg für junge Gastronomen, ihre Speisen an den Mann zu bringen, sei der Foodtruck, findet in Stefan Schmitz ein lebendiges Beispiel. Und auch Manfred altgaßen sagt: „Foodtrucks sind sehr interessant, wenn man es anders macht als jede x-beliebige Imbissbude.“
Die Quintessenz muss letztendlich lauten: Es kommt nicht darauf an, wo der Herd steht, sondern welcher Koch dahintersteht.
Das Duisburger Kochduo liefert auch hierfür den Beleg. Denn auch Manfred altgaßen setzt auf frische, hochwertige und regionale Zutaten in seinem Restaurant, aus denen dann seine bodenständigen Landhausgerichte entstehen. Damit schafft er es immer wieder mit guten Platzierungen in die einschlägigen Gourmetführer und zählt zu den besten Köchen der Stadt. Das könnte auch ein weiterer Ansporn für Stefan Schmitz sein: in Singapur erhielt bereits ein Street-Food-Stand einen Michelin-Stern. Für die Jury zählt nämlich nur das Essen und nicht der Ort – und das gilt schließlich für jeden, der es versteht, Gaumenfreuden zu genießen.
Der Ort
Stefan Schmitz fährt einen Freightliner-truck Mt-45. Heute ist er damit unterwegs zum kleinen Eichwäldchen im Stadtteil Ehingen. Es ist nicht gerade einer der typischen Orte, die Stefan Schmitz mit seinem Foodtruck ansteuert. Für sein Geschäft sind Plätze entscheidend, die belebt sind, denn er lebt von der Laufkundschaft.
Schmitz ist aber beileibe nicht der einzige Mensch, der sich für Essen interessiert und genau deswegen den Weg zu diesem entlegenen Fleckchen Duisburg auf sich nimmt. Manfred altgaßen und sein Restaurant mit dem passenden Namen „im Eichwäldchen“ haben einen guten Ruf. Und auch Stefan Schmitz kennt das Eichwäldchen gut. Er war Souschef bei Manfred altgaßen. Das ist aber lange her. „Wir haben uns Jahre nicht mehr gesehen“, sagt der Chef des Eichwäldchens, „aber immer verfolgt, was der andere macht.“ Und obwohl sich Manfred altgaßen durchaus für den Trend Foodtruck interessiert – in einem gekocht hat er noch nicht.
Entenbrust
Zutaten (für 4 Personen):
4 Entenbrüste je ca. 180 g, fertig pariert (von Sehnen befreit)
600ml Orangensaft
50 ml Portwein, rot
1 EL Honig
Zucker
200 g Maronen, gegart
500 g Rosenkohl, geputzt
1 EL geröstete Mandelblätter
Haut der Enten rautenförmig einschneiden. Enten auf der Hautseite bei mäßiger Hitze braten, bis das Fett ausgebraten ist. Umdrehen, nach einer Minute auf ein Backblech legen. Im Ofen bei 90 Grad ca. 15 Minuten garen. Orangensaft auf 200 ml einkochen, Portwein zugeben, eine Minute weiterkochen, mit Zucker und dem Honig abschmecken, Maronen zugeben, leicht abbinden, Rosenkohlröschen in feine Scheiben schneiden, in Butter braten (leicht bissfest), mit Salz und Pfeffer abschmecken, Mandelblätter unterheben.
Für die Semmelknödel:
6 altbackene Brötchen
50 g Butter
1 Zwiebel, feingehackt
1 EL glatte Petersilie, feingehackt
1/4 L Milch
2 Eier
Meersalz
50 g Mehl
Semmeln kleinschneiden, Zwiebeln und Petersilie in Butter anschwitzen und zu den Semmeln geben. Milch und Eier mit einer Prise Salz verquirlen und zu den Semmeln geben. Die Masse durcharbeiten und fünf Minuten ziehen lassen. Mehl unterziehen. Eine längliche Rolle formen, in Klarsichtfolie, dann in Alufolie eindrehen. Im Wasserbad 40Minuten bei ca. 95 Grad gar ziehen lassen. Abkühlen lassen. Knödel in Scheiben schneiden und in Butter braten.