Im Einsatz für gutes Benehmen
„Der Kultivierte bedauert nie einen Genuss. Der Unkultivierte weiß überhaupt nicht, was ein Genuss ist“, wusste schon der irische Schriftsteller Oscar Wilde. Es ist ein Zitat, dem der Benimmtrainer Jürgen lackhoff sicherlich zustimmen würde. Denn er sagt, dass gutes Benehmen und Etikette am Tisch unverzichtbar seien, um zu genießen: „Beherrschen Sie das nicht, dann ist das Essen für niemanden ein Genuss.“ Der Grund dafür ist einfach: Wer sich im Restaurant oder in guter Gesellschaft auf unsicherem Terrain bewegt, der fühlt sich unwohl – und das spüren auch die anderen Gäste am Tisch.
Und weil Jürgen Lackhoff weiß, wie wichtig gutes Benehmen ist, unterrichtet er für die Malteser in der Diözese Essen Schüler in Sachen Knigge ehrenamtlich. Heute führt seine Mission ihn aber nicht wie üblich in eine Klasse, sondern zu den Stadtwerken Duisburg. Seine Zuhörer: auszubildende aus dem kaufmännischen Bereich. Bei Mirco Nitz (19), Kathrin Flesch (19), Selina Riesler (20), Julia Raskopf (18), Janis Schmengler (20) und Johannes Tekolf (19) erntete er erst mal skeptische Blicke. Knigge? Benimmtrainer? Etikette? Was nach einem Seminar für die Söhne und Töchter höherer Familien klingt, entpuppt sich dann als Lehrstunde in ganz normalen Umgangsformen, die jeder beherrschen sollte.
Und die Stadtwerke-Azubis sind auf Zack. Dass die Serviette im Restaurant beim Essen auf den Schoß gehört, weiß die Gruppe auf Anhieb. Für aha-Effekte sorgt Lackhoff dann aber immer wieder mit den kleinen Details und Fettnäpfchen, die Knigge bereithält. „Wann benutzt man denn die Serviette?“, fragt er. Selina Riesler hakt verdutzt nach: „Wann?“ Die Antwort: Natürlich jedes Mal, bevor das Glas zum Mund geführt wird.
Der Grund: Unschöne Fettflecken am Glas werden vermieden. Und richtig zum Grübeln bringt er seine Schüler, als er eine Art kleinen Dolch und einen Kettenhandschuh herausholt. „Das sieht aus wie aus dem Mittelalter“, scherzen die auszubildenden. Lackhoff klärt auf: Das kleine Messer dient dazu, die Schale von Austern zu öffnen. Der Handschuh schützt dabei die Hände.
Mit seinen Schülern ist Jürgen Lackhoff zufrieden, zu bemängeln hat er nichts. aber eigentlich sind die auszubildenden gar nicht seine Zielgruppe. „Nicht alle Familien haben genug Geld“, sagt Lackhoff, „um mit ihren Kindern in ein Restaurant zu gehen.“ ihnen wollen die Malteser nicht nur gutes Benehmen beibringen. Denn am Ende eines jeden Lehrgangs steht ein Restaurantbesuch.
Platz nehmen:
Betritt man ein Restaurant, dann gilt eine bestimmte Reihenfolge: Mann hält Tür auf, Frau geht durch, wartet auf den Mann, der sich dann vom Kellner zusammen mit seiner Begleitung zum Tisch führen lässt. Und natürlich hilft der Mann der Dame, sich ihrer Jacke zu entledigen, bevor er sich seiner eigenen zuwendet.
Umgang mit Besteck:
Etwas Fingerspitzengfühl ist hier gefragt. Das Besteck sollte nicht wie ein schwerer Vorschlaghammer gehalten werden, sondern man umfasst es am Ende des Griffes. Und übrigens: Beide Hände gehören auf den Tisch – bis zu den Handgelenken.
Small Talk:
„Small Talk am Tisch ist sehr wichtig“, sagt Jürgen Lackhoff. Für das Essen bedeutet das, nicht zu große Bissen in den Mund nehmen. Zu langes Kauen führt zu unangenehmen Pausen beim Gespräch.
Brot essen:
Brot ist in Häppchen zu verspeisen. Kleine, mundgerechte Stück bestreicht man mit Butter oder Dip, aber keine ganzen Scheiben. Volle Teller am Buffet: Gibt es ein Buffet, dann sollte man nicht den Turmbau zu Babel proben. „Wie viel Sie auf Ihren Teller tun, bekommt jeder mit“, sagt Benimmtrainer Jürgen Lackhoff: „Aber wie häufig Sie zum Buffet gehen, nicht.“
Wenn das Essen nicht schmeckt:
Auch Speisen, die man normalerweise meidet, sollte man auf jeden Fall probieren, wenn man irgendwo zu Gast ist – vor allem, wenn sie anders zubereitet sind als gewohnt. Und wenn es dann doch nicht schmeckt? „Höflich sagen, dass es nicht schmeckt“, so Lackhoff.
Handy auf dem Tisch:
Das ist ein absolutes No-Go. Das Handy gehört lautlos oder ausgeschaltet in die Hosentasche.
Mit den Händen essen:
Bei Fingerfood ist es okay. Dass Hähnchen im Restaurant mit den Fingern gegessen werden darf, das ist aber ein Mythos. In guten Restaurants stellt es einen Tabubruch dar.
Serviette benutzen:
Die Serviette gehört während des Essens auf den Schoß – nirgendwo sonst hin. Mit ihr putzt man sich nur den Mund ab, nicht die Brille, den Tisch oder das Display des Smartphones.
Haltung beim Essen bewahren:
Die Körperhaltung ist aufrecht und gerade. Jürgen Lackhoff hat hier eine kleine Eselsbrücke parat, um die eigene Position zu überprüfen: Zwischen Rücken und Stuhllehne sollte so viel Platz sein, dass eine Maus dazwischen passt. Und nachvorne zum Tisch hin sitzt man richtig, wenn Sie sich noch eine Katze bequem auf den Schoß setzen könnten.